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U2 News » Beyond The Edge: Eine Reise nach Hawaii


Vor ziemlich genau zwei Wochen fand das Abschlußkonzert der Vertigo-Tour auf Hawaii statt. Eine ganze Reihe von Fans aus den deutschsprachigen Landen nutzten die Gelegenheit und erlebten die Show live vor Ort mit. Darunter war auch Michael Brandhoff - den meisten wohl besser als U2Brandy73 aus dem Forum bekannt. Als Journalist ist er es gewohnt, Berichte schreiben zu müssen. Und nun - in Personalunion als U2-Fan - ist es für ihn sowohl Pflicht als auch Ehrensache gewesen, Euch seine Erlebnisse aufzuschreiben. Diese könnt ihr in der heutigen Folge von Beyond The Edye nachlesen. Besten Dank an Michael für seinen Bericht und Euch allen viel Spaß beim Lesen:

"See you soon." Gibt es schönere Worte zum Höhepunkt eines gelungenen, ja genialen Trips? Für mich nicht. Larry hat sie gesagt, dieser Kerl, dessen Bock auf eine Band wir es zu verdanken haben, dass es U2 überhaupt gibt. "Bis bald", habe auch ich mir gedacht, als die zweieinhalbstündige Abschluss-Show der Vertigo-Tour 2005/06 zu Ende war – auf Hawaii, in Bonolulu, äääh Honolulu, definitiv einer weiteren "City Of Blinding Lights". Am anderen Ende der Welt. Im April hätte ich keine Chance gehabt, U2 live im Aloha Stadium zu erleben. Umzug, Hochzeit, wie gesagt, no chance. Doch als die Ersatztermine für die leider verschobenen Termine bekannt gegeben wurden, sah das schon wieder ganz anders aus: 9. Dezember, ein Tag vor meinem Geburtstag, okay, dachte ich, das müsste gehen. Also habe ich habe mich hingesetzt, Angebote gesucht und gerechnet. Doch ich bin nie unter 2000 Euro weggekommen (Ausnahme: ich wäre von Düsseldorf nach Frankfurt geflogen, von Frankfurt nach Kopenhagen, von Kopenhagen nach London, von London nach Chicago, von Chicago nach San Francisco und von San Francisco nach Honolulu – aber das wollte ich nicht!). Also doch nicht U2 auf Hawaii? Moment, denn bei diesem Gedanken leuchtete schon das Rocktours-Angebot auf u2tour.de! Schnell eine SMS getippt und an einige andere Verrückte geschickt. Reaktionen? A) würde gerne, habe aber kein Geld; B) keine Zeit, Studium geht erst mal vor; C) ich baue jetzt erst mal ein Haus; D) neee, habe nur 1000 Euro, da ist für mich nur Tokio drin. Okay, alleine wollte ich auch nicht weg, also doch kein U2 auf Hawaii für mich? Halt, denn eine Woche später simste Jonas (der mit den 1000 Euro) ein weiteres Mal zurück: "Warum nicht das Weihnachtsgeld schon im August auf den Kopf hauen? Auf nach Hawaii!" Frankfurt, Di enstag, 5. Dezember, 8.10 Uhr. United Airlines fliegt uns als erstes nach Chicago, dann über Los Angeles nach Honolulu. Noch immer am 5. Dezember kommen wir um 23.30 Uhr im Hotel an. Ohana Maile Sky Court, 40. Etage, Meerblick, wow! Wir starten in eine unvergessliche Woche. Am ersten Tag haben wir uns für den Strand entschieden. Erst mal ankommen. Waikiki-Beach. Und schwupps, laufen uns die ersten Crew-Mitglieder über den Weg. Zum Beispiel diese Technik-Assistentin, ich weiß nicht ihren Namen, aber alle kennen sie: schwarze Haare, Tattoos ohne Ende, hat viel mit den Mikros zu tun. Arm in Arm mit einem Typen Marke Nick Hornby. Sachen gibt’s. Der Strand ist super, zwei Liegen plus Sonnenschirm kosten 30 Dollar. Honolulu eben. Urlaubs-Paradies :) In den nächsten Tagen lernen wir Land und Leute kennen. Und schätzen. Nette Small Talks, viele der Amis waren sogar schon einmal in Deutschland. Nur dieses Pärchen aus Las Vegas wirkte ein bisschen, naja, beduselt, sage ich mal vorsichtig: "Oh Germany", grinste sie breit, "I love Germany. I want to come and see Salzburg." Alles klar? Dazu Sight Seeing, Tempel, Dole Plantage und Wellen. Wellen. Wellen. Freitag hören wir im Radio, dass die GA-Line bereits um 18 Uhr geöffnet wird. Einige Sekunde nachdenken: "Reicht unser Plan, Samstag um 10 Uhr am Stadion aufzuschlagen, doch nicht aus?" Nun, wir haben’s in Europa immer Front Of Stage geschafft, haben hier noch gar nicht so viele verrückte Italiener und Holländer getroffen – das wird schon klappen. Samstag, 9. Dezember. Um halb zehn sind wir da. Und sehen, dass alles perfekt organisiert ist. Die Wartenden werden in Sektoren eingeteilt, in die maximal 400 Leute reingelassen werden (sieht aber eher nach 250, maximal 300 aus). Wir setzen uns in den dritten Sektor. Da laut "Honolulu Advertiser" 3000 Fans vorne reinkommen, ist alles bestens, zumal viele Bäume beim Warten Schatten spenden (Hawaii liegt auf Höhe der Sahara, da bullert die Sonne schon ganz anders, auch wenn es eigentlich nie strahlend blauen Himmel gibt). Wir lernen andere deutsche Fans kennen, treffen alte Bekannte, auch einen Amerikaner, geschätzte 45, den seine Frau immer wieder für verrückt erklärt, dass er sich so lange vors Stadion hockt, um ein Konzert zu erleben: "But what else can I do? It’s U2!" Eben. Um drei, versprechen sie uns am Morgen, soll es reingehen. Um drei passiert – nichts. Um halb vier auch nicht. Erst um kurz nach vier. Rocko musste erst noch den Sound checken. Geordnet und gemächlich geht’s hinein. Nach 50 Metern sehen wir, dass es extra Hawaii-Shirts gibt – bestens. Allerdings wird die eine GA-Line jetzt in zwei aufgeteilt, und zwar an verschiedenen Seiten des Stadions. "Hoffentlich machen sie die andere nicht eher auf", rumort es unter den erfahrenen Anstehern. Noch mal eine Stunde dauert es, dann machen sie beide Seiten gleichzeitig auf. Gott sei Dank. Doch drinnen lassen sie maximal 1200 Leute in den FOS-Bereich, viele, die genauso lange gewartet haben, müssen leider draußen bleiben. Aber wir sind drin! Rocko zieht eine begnadete Show ab. Er mimt den Superstar, animiert die langweilige amerikanische Menge immer und immer wieder. "How many of you live here", fragt er in die Ellipse. 20, vielleicht 30 Hände gehen hoch. "And how many flew in?” Hunderte zeigen ihre Hände. Iren, Slowenen, Puertoricaner, Mexikaner, Deutsche. Auch Pearl Jam rocken gut durch. Eine Stunde etwa, mit einem ausufernden "Even Flow" als Höhepunkt. Das letzte Mal warten. Eine halbe Stunde etwa soll’s dauern, doch Dallas Shoo gibt sich wieder so wie wir ihn kennen: penibel, peinlich genau beim Abstimmen von Edges Gitarren. Sam O’Sullivan macht sich zwischendurch den Spaß und schaut Dallas zehn Minuten lang zu. Rocko indes, wieder im Vertigo-Arbeits-Outfit, lässt sich erneut von den Fans feiern. Gut und gerne 50 Minuten dauert es, dann dröhnt "Wake Up" aus den Boxentürmen. Endlich. Mind-blowing, diese Show. Immer wieder. Fünf Songs höre ich zum ersten Mal live auf dieser Tour, gut, wenn ich das ausführliche Snippet "In A Little While" dazu nehme, sogar sechs. Die Jungs sind richtig gut gelaunt, vielleicht, weil die Tor-Tour endlich zu Ende geht, vielleicht aber auch, weil sie zurzeit einfach richtig viel Spaß zusammen haben. Ich tippe (und hoffe) doch eher auf letzteres. "Vertigo" kommt extrem energetisch, "I Will Follow" ebenso, "Angel Of Harlem" ist wunderschön, vor allem dieser groovy Mundharmonika-Part. Und plötzlich steht ein Fan neben Bono auf der Bühne. Michael Mitchell, wie er uns später verrät, der mit Bono zur Main Stage geht und tuschelt. Upps, ein spezieller Wunsch: "Ooooh", stöhnt Bono, "Edge, do you still know the chords of Wild Horses?" Spontan sind sie ja schon immer gewesen, so auch an diesem Abend. Michael geht ans Keyboard, der Rest ist bereits Geschichte: Denn so getragen wurde dieser Song noch nie gespielt – und wird es wohl auch nie wieder. Damit hatte keiner gerechnet. Larry lächelt, Edge lacht. Und Adam geht noch mehr aus sich raus, als vor einem Jahr in Europa. Er flirtet, klatscht vor seiner B-Stage mit vielen ab, hat sein Dauergrinsen aufgesetzt. Keine Diskussion, dies ist die Tour des Adam Clayton. Und Bono singt dazu. Und die Amis schauen zu. Nein, dass sie exzessive Konzertbesucher sind, kann man wirklich nicht sagen. Die, die vorne dann noch als VIPs und Gäste hineingekommen sind (so dass die Ellipse letztlich fast übervoll war), fotografieren sich lieber zum gefühlt 48. Mal in der selben Pose vor der Bühne oder rauchen Tüten ohne Ende. Und die, die auf der Tribüne ihren Platz gefunden haben, müssen sich animieren lassen. Beispiel? "Angel Of Harlem" – gegen Ende zieht Bono ein paar Mal das "Aaaaaangel" so richtig schön in die Länge, wie es sich gehört; die Menge antwortet natürlich: "Angel Of Haaarlem". In Europa würde dieses Spielchen eine Weile so weitergehen, auch wenn der B-Mann nicht mehr vorsingt, anders in den Staaten: kein Bono, keine Antwort. Langweilig. Schade. Doch der Paule ist in Form. Eindringlich bei "Sometimes", gewaltig bei "Miss Sarajevo" und wie von Sinnen bei "Mysterious Ways". Und dass wir bei der wahrscheinlich letzten Live-Performance von "Window In The Skies" dabei sein durften, hat was Historisches – war also auch okay. Doch den Hammer gibt es bei den Zugaben. Erst Billie Joe Armstrong bei "Saints" und schließlich Eddie Vedder und Mike McCready bei "Rockin In The Free World" auf der Bühne. Nicht nur, dass sie das gemeinsam so fulminant wie nur irgendetwas raushauen, nein, sie fügen Neil Youngs Klassiker auch noch eine neue Strophe hinzu. Und dann dieses Finale: Singt Bono erst "I don’t know how to end this", antwortet Eddie "I love The Edge" – und dann gemeinsam: "We love The Edge". Und dann alle "We love The Edge”. Edge wiederum kann vor Lachen seine Gitarre kaum halten. Sensationell. Ebenso wie "All I Want Is You", der Abschluss-Song der Tour. Ein Ende, wie ich es mir besser nicht vorgestellt habe. Unvergesslich ist diese Reise. Ich bin glücklich, dass ich bei der 131. Vertigo-Show dabei sein durfte, es war meine neunte und meine 25. U2-Show insgesamt (alles fing damals an, am 15. Dezember 1989, als B.B. King den Opening Act spielte – aber das ist eine andere Geschichte). Alle Strapazen haben sich gelohnt, 25 Stunden Hin- und 23 Stunden Rückweg, zwölf Stunden warten am Tag selbst. Was es sonst noch zu sagen gibt? Na klar, see you soon. Michael Brandhoff aka U2Brandy73 In unserer neuen Rubrik Beyond The Edge veröffentlichen wir Beiträge, die über den reinen U2-News-Horizont hinausgehen. In loser Folge verfassen Mitarbeiter und Freunde von U2tour.de ihre Gedanken in Form einer Kolumne. Die Kommentare sind natürlich sehr subjektiv und persönlich und müssen sich nicht mit der Meinung von U2tour.de decken. Vielmehr sollen sie zum Nachdenken anregen.



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