Konzertbericht und Setlist Pavarotti & Friends
TV-Übertragung, MP3’s, Video-Downloads – das ist eine Sache. Eine andere ist es, selbst bei einem solchen Event dabeigewesen zu sein. Sascha aka ZOOTVTOURist, Mitglied unseres Forums, war live dabei und hat uns freundlicherweise seinen Konzertbericht zur Verfügung gestellt. Auch ihr könnt in unserem Forum mitmischen und als einer von über 1300 registrierten Usern nicht nur über dieses Ereignis diskutieren. Einfach reinschauen und registrieren. Hier klicken: Konzertbericht lesen...[/more]
"No them, there's only us!" (Bono, Modena, 27. Mai 2003)
Für die zehnte Ausgabe von "Pavarotti and Friends" hatte Luciano Pavarotti auch in diesem Jahr zahlreiche Stars aus Klassik, Pop und Rock in seine Heimat Modena (Oberitalien) geholt. Vier Stunden lang versammelte Luciano Pavarotti einen Line-Up auf der Bühne des städtischen Parco Novi Sad, der – persönlicher Geschmack hin oder her - Traum eines jeden Festival-Veranstalters wäre und jegliche Finanzkalkulation sprengen würde: Star-Tenor Andrea Bocelli, U2-Frontmann Bono, "Mr. Slowhand" Eric Clapton, die Rock-Veteranen Deep Purple, Latino-Star Ricky Martin, Musical-Star Liza Minnelli, die italienische Sängerin Laura Pausini, die Rock-Visionäre von Queen, den Hit-Garanten Lionel Richie, die südamerikanischen Manà und den unverwüstlichen Zucchero.
Der pure Luxus: Jeder der Beteiligten sollte eigentlich nur ein bis drei eigene Songs interpretieren und sich zu einem anderen Zeitpunkt nochmals dem Publikum stellen – jetzt allerdings im direkten musikalischen Wettstreit mit dem "Maestro" Luciano Pavarotti, dem Hauptstar des Abends, der von Beginn bis zum Ende des Konzerts auf höchstem gesanglichen Niveau gefordert war. Und das alles geschah nicht aus kommerzieller Absicht, sondern für einen guten Zweck: die Rückkehr von irakischen Flüchtlingen in ihr zerstörtes Land. Ein heikles Thema, nicht nur in Italien: Zu oft wurden in den vergangenen Monaten Kriegskritik, Friedensliebe und echte humanitäre Absichten mit polemischem anti-amerikanischen Thesen vermischt. Nicht so in Modena: So hatten die Veranstalter bis zum Ende des Abends rund 2 Millionen Euro durch Ticketverkauf und Spenden der Live-Zuschauer am Bildschirm eingenommen.
Aus der Sicht eines U2-Fans wurden die Performances von Bono mit besonderer Spannung erwartet. Aber sie galten an diesem Abend nur als Teil eines Ganzen - besonders die einzelnen Duette von Pavarotti mit Andrea Bocelli, Deep Purple, Ricky Martin und Lionel Richie waren herausragend.
Die Track-List von Bono, der ohne "seine" Band auftrat, war seit Tagen heiss diskutiert. Als einziger Song stand von Beginn an "One" fest. Dazu äußerte sich Bono in einem Zeitungsinterview folgendermaßen: "Die Geschichtsbücher werden eines Tages unsere Epoche mit der Zeit des 2. Weltkriegs vergleichen. "One" ist ein Lied über den Abbau von Unterschieden, eine Einladung an alle sich wie eins zu fühlen: Erinnern wir uns daran, dass der Friede teuer ist, aber der Krieg noch viel mehr kostet!" Und die Wahl des "Achtung Baby"-Songs war - wie bereits beim schon legendären "Passengers"-Auftritt in Modena 1995 - die richtige Entscheidung: Das großartige Orchester-Arrangement bereicherte die Hymne, die Bono inspiriert darbot - von seiner Gitarre und den zehntausenden Fans im Publikum unterstützt. Und wie ein Mantra sang der U2-Leader anstelle des üblichen "Can You Hear Me Knocking..."-Parts der vergangenen Tourneen seine Message: "It's no them, there's only us". Es gibt "keine anderen", Wegschauen ist keine Lösung - nur wir gemeinsam können etwas Gutes bewirken...
Aber dies war nicht etwa das Highlight des Konzerts: Vielleicht bedingt durch den Krankheitsfall von Liza Minnelli - sie sang mit Gipsbein nur kurz "Cabaret" live aus dem Krankenhaus - oder aber auch aus eigenem Entschluss hatte Bono bereits zuvor "Miserere" mit Luciano Pavarotti in einem bravourösen Duett gesungen. Diesen wunderschönen eigenen Song, den Bono 1992 ausgerechnet an den ebenfalls anwesenden Zucchero abgetreten hatte, gab er - natürlich dank Teleprompter - in Italienisch und Englisch zum Besten. Offenbar hatte Zucchero seinem U2-Kumpel an diesem Abend den Vortritt gelassen. Tolle Bilder: Der stimmlich nicht gerade für brillante Technik bekannte Bono reißt den Mund auf, wenn sein begnadeter Gesangspartner unvergleichliche Tonfolgen aus seinem massigen Klangkörper presst - und lauscht bewundernd. Dann ein weiterer Höhepunkt: Trotz Bonos Bedenken bei den Proben am Tag zuvor, seine textliche Neufassung von Franz Schuberts "Ave Maria", zu bringen, kam es doch noch zu dieser Überraschung: Ein weiteres Duett mit Pavarotti, bei dem Bono deutliche Worte vermittelte - "War is always the choice of the chosen, who don't have to fight." Und als ganz am Ende Bono und der "Maestro" zweistimmig zusammen sangen, klang der U2-Frontmann schon fast wie ein kleiner Opern-Star...
Eine kleine Bemerkung am Rande: Natürlich waren viele Fans vor allem - wenn nicht sogar nur - wegen Bono gekommen. Tolle Plakate wie "Thank you Bono for another beautiful day" und Flaggen aus der "WAR"-Ära sorgten für die richtige Kulisse. Aber dass viele Fans zusätzlich zu ihrer stimmgewaltigen Unterstützung der Songs auch dann lautstark "Bono, Bono" riefen, selbst dann, wenn dieser nicht auf der Bühne stand oder bereits gespielt hatte, war unhöflich und zeigte mangelnden Respekt vor den anderen Künstlern, UN-Beauftragten, Sponsoren und irakischen Flüchtlingen/Folteropfern (!). Und dass dieses Verhalten auch überhaupt nicht im Sinne von Bono war, konnte man wie schon 1995 mit eigenen Augen sehen: Zum großen Finale - das Trinklied aus "La Traviata" - schlich er sich ganz heimlich in die zweite Reihe, um den anderen Stars nicht die Schau zu stehlen, was sehr leicht gewesen wäre.
Zusammengefasst: Bonos Auftritt stand für große Musikalität, Intensität, Charme und die positive humanitär-politische Botschaft seiner Aktionen. Wir können uns nur wünschen, noch viele derartig herausragende U2-Momente gemeinsam zu genießen. Modena 2003 war jedenfalls einer davon.
© Sascha Priester
Setlist des Konzerts:
Queen: We Will Rock You
Luciano Pavarotti + Zucchero: Cosi Celeste
Ricky Martin: Jaleo
Luciano Pavarotti + Laura Pausini: Tu Che M’hai Preso Il Cuor
Lionel Richie: Easy
Luciano Pavarotti + Bono: Miserere
Manà: Corazon Espinado
Live-Schaltung zu Liza Minelli in das Istituti Ortopedici
Aizzoli di Bologna (Orthopädische Klinik)
Luciano Pavarotti + Andrea Bocelli: Medley
Eric Clapton: Stormy Monday
Luciano Pavarotti + Ricky Martin: Vento
Deep Purple: Smoke On The Water (1. Performance)
Queen: Radio Gaga
Luciano Pavarotti + Queen: Too Much Love Will Kill You
Andrea Bocelli: En Aranjuez Con Tu Amor
Bono: One
Luciano Pavarotti + Bono: Ave Maria
Luciano Pavarotti + Deep Purple: Nessun Dorma
Laura Pausini: Il Mondo Che Vorrei
Zucchero + Manà: Eres Mi Religion
Luciano Pavarotti + Lionel Richie: The Magic Of Love
Queen + Zucchero: We Are The Champions
Luciano Pavarotti + Eric Clapton: Holy Mother
Deep Purple: Smoke On The Water (2. Performance)
Finale mit allen Teilnehmern: Trinklied aus „La Traviata“
Für die zehnte Ausgabe von "Pavarotti and Friends" hatte Luciano Pavarotti auch in diesem Jahr zahlreiche Stars aus Klassik, Pop und Rock in seine Heimat Modena (Oberitalien) geholt. Vier Stunden lang versammelte Luciano Pavarotti einen Line-Up auf der Bühne des städtischen Parco Novi Sad, der – persönlicher Geschmack hin oder her - Traum eines jeden Festival-Veranstalters wäre und jegliche Finanzkalkulation sprengen würde: Star-Tenor Andrea Bocelli, U2-Frontmann Bono, "Mr. Slowhand" Eric Clapton, die Rock-Veteranen Deep Purple, Latino-Star Ricky Martin, Musical-Star Liza Minnelli, die italienische Sängerin Laura Pausini, die Rock-Visionäre von Queen, den Hit-Garanten Lionel Richie, die südamerikanischen Manà und den unverwüstlichen Zucchero.
Der pure Luxus: Jeder der Beteiligten sollte eigentlich nur ein bis drei eigene Songs interpretieren und sich zu einem anderen Zeitpunkt nochmals dem Publikum stellen – jetzt allerdings im direkten musikalischen Wettstreit mit dem "Maestro" Luciano Pavarotti, dem Hauptstar des Abends, der von Beginn bis zum Ende des Konzerts auf höchstem gesanglichen Niveau gefordert war. Und das alles geschah nicht aus kommerzieller Absicht, sondern für einen guten Zweck: die Rückkehr von irakischen Flüchtlingen in ihr zerstörtes Land. Ein heikles Thema, nicht nur in Italien: Zu oft wurden in den vergangenen Monaten Kriegskritik, Friedensliebe und echte humanitäre Absichten mit polemischem anti-amerikanischen Thesen vermischt. Nicht so in Modena: So hatten die Veranstalter bis zum Ende des Abends rund 2 Millionen Euro durch Ticketverkauf und Spenden der Live-Zuschauer am Bildschirm eingenommen.
Aus der Sicht eines U2-Fans wurden die Performances von Bono mit besonderer Spannung erwartet. Aber sie galten an diesem Abend nur als Teil eines Ganzen - besonders die einzelnen Duette von Pavarotti mit Andrea Bocelli, Deep Purple, Ricky Martin und Lionel Richie waren herausragend.
Die Track-List von Bono, der ohne "seine" Band auftrat, war seit Tagen heiss diskutiert. Als einziger Song stand von Beginn an "One" fest. Dazu äußerte sich Bono in einem Zeitungsinterview folgendermaßen: "Die Geschichtsbücher werden eines Tages unsere Epoche mit der Zeit des 2. Weltkriegs vergleichen. "One" ist ein Lied über den Abbau von Unterschieden, eine Einladung an alle sich wie eins zu fühlen: Erinnern wir uns daran, dass der Friede teuer ist, aber der Krieg noch viel mehr kostet!" Und die Wahl des "Achtung Baby"-Songs war - wie bereits beim schon legendären "Passengers"-Auftritt in Modena 1995 - die richtige Entscheidung: Das großartige Orchester-Arrangement bereicherte die Hymne, die Bono inspiriert darbot - von seiner Gitarre und den zehntausenden Fans im Publikum unterstützt. Und wie ein Mantra sang der U2-Leader anstelle des üblichen "Can You Hear Me Knocking..."-Parts der vergangenen Tourneen seine Message: "It's no them, there's only us". Es gibt "keine anderen", Wegschauen ist keine Lösung - nur wir gemeinsam können etwas Gutes bewirken...
Aber dies war nicht etwa das Highlight des Konzerts: Vielleicht bedingt durch den Krankheitsfall von Liza Minnelli - sie sang mit Gipsbein nur kurz "Cabaret" live aus dem Krankenhaus - oder aber auch aus eigenem Entschluss hatte Bono bereits zuvor "Miserere" mit Luciano Pavarotti in einem bravourösen Duett gesungen. Diesen wunderschönen eigenen Song, den Bono 1992 ausgerechnet an den ebenfalls anwesenden Zucchero abgetreten hatte, gab er - natürlich dank Teleprompter - in Italienisch und Englisch zum Besten. Offenbar hatte Zucchero seinem U2-Kumpel an diesem Abend den Vortritt gelassen. Tolle Bilder: Der stimmlich nicht gerade für brillante Technik bekannte Bono reißt den Mund auf, wenn sein begnadeter Gesangspartner unvergleichliche Tonfolgen aus seinem massigen Klangkörper presst - und lauscht bewundernd. Dann ein weiterer Höhepunkt: Trotz Bonos Bedenken bei den Proben am Tag zuvor, seine textliche Neufassung von Franz Schuberts "Ave Maria", zu bringen, kam es doch noch zu dieser Überraschung: Ein weiteres Duett mit Pavarotti, bei dem Bono deutliche Worte vermittelte - "War is always the choice of the chosen, who don't have to fight." Und als ganz am Ende Bono und der "Maestro" zweistimmig zusammen sangen, klang der U2-Frontmann schon fast wie ein kleiner Opern-Star...
Eine kleine Bemerkung am Rande: Natürlich waren viele Fans vor allem - wenn nicht sogar nur - wegen Bono gekommen. Tolle Plakate wie "Thank you Bono for another beautiful day" und Flaggen aus der "WAR"-Ära sorgten für die richtige Kulisse. Aber dass viele Fans zusätzlich zu ihrer stimmgewaltigen Unterstützung der Songs auch dann lautstark "Bono, Bono" riefen, selbst dann, wenn dieser nicht auf der Bühne stand oder bereits gespielt hatte, war unhöflich und zeigte mangelnden Respekt vor den anderen Künstlern, UN-Beauftragten, Sponsoren und irakischen Flüchtlingen/Folteropfern (!). Und dass dieses Verhalten auch überhaupt nicht im Sinne von Bono war, konnte man wie schon 1995 mit eigenen Augen sehen: Zum großen Finale - das Trinklied aus "La Traviata" - schlich er sich ganz heimlich in die zweite Reihe, um den anderen Stars nicht die Schau zu stehlen, was sehr leicht gewesen wäre.
Zusammengefasst: Bonos Auftritt stand für große Musikalität, Intensität, Charme und die positive humanitär-politische Botschaft seiner Aktionen. Wir können uns nur wünschen, noch viele derartig herausragende U2-Momente gemeinsam zu genießen. Modena 2003 war jedenfalls einer davon.
© Sascha Priester
Setlist des Konzerts:
Queen: We Will Rock You
Luciano Pavarotti + Zucchero: Cosi Celeste
Ricky Martin: Jaleo
Luciano Pavarotti + Laura Pausini: Tu Che M’hai Preso Il Cuor
Lionel Richie: Easy
Luciano Pavarotti + Bono: Miserere
Manà: Corazon Espinado
Live-Schaltung zu Liza Minelli in das Istituti Ortopedici
Aizzoli di Bologna (Orthopädische Klinik)
Luciano Pavarotti + Andrea Bocelli: Medley
Eric Clapton: Stormy Monday
Luciano Pavarotti + Ricky Martin: Vento
Deep Purple: Smoke On The Water (1. Performance)
Queen: Radio Gaga
Luciano Pavarotti + Queen: Too Much Love Will Kill You
Andrea Bocelli: En Aranjuez Con Tu Amor
Bono: One
Luciano Pavarotti + Bono: Ave Maria
Luciano Pavarotti + Deep Purple: Nessun Dorma
Laura Pausini: Il Mondo Che Vorrei
Zucchero + Manà: Eres Mi Religion
Luciano Pavarotti + Lionel Richie: The Magic Of Love
Queen + Zucchero: We Are The Champions
Luciano Pavarotti + Eric Clapton: Holy Mother
Deep Purple: Smoke On The Water (2. Performance)
Finale mit allen Teilnehmern: Trinklied aus „La Traviata“