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U2 News » Album Closer - Eine (subjektive) Top 10


14 U2 Studioalben - Würde man eine eigene Compilation aus den jeweiligen letzten Tracks erstellen, es würde ein hervorragendes Album dabei herauskommen. Ist es bei der Vielzahl der großartigen Closer möglich, eine Top 10 Favoritenliste zu erstellen? Unser Mitarbeiter Daniel hat es versucht; nachfolgend seine persönliche Rangfolge.

Musik ist Geschmackssache und nachfolgende Liste erhebt nicht den Anspruch die U2 Closer hinsichtlich Relevanz, Popularität oder anderen Maßstäben zu sortieren, sondern spiegelt meine ganz persönliche Meinung wieder. Im Grunde also eine Spielerei, vielleicht ja auch Anregung zur Diskussion.
Eine Auswahl zu treffen war das erwartet schwere Unterfangen mit vielen Härtefällen. Allein für meine persönliche Nummer Eins hatte ich bis zuletzt drei potentielle Kandidaten im Rennen.

  1. Wake Up Dead Man (POP)
    Vielleicht die düsterste Nummer, die U2 jemals geschrieben haben. Schon immer einer meiner Favoriten, dennoch war ich am Ende selbst überrascht über die Platzierung. Je öfter ich mir den Song angehört habe, umso mehr verfestigte sich der Eindruck, dass es Wake Up Dead Man gelingt, die vielen großartigen anderen Closer von U2 in den Schatten zu stellen. Da sind zum einen die Lyrics, die kompromisslos, fast resignierend Stellung zum Zustand der Welt beziehen. Anfangs pragmatisch (and a fucked up world it is too), dann zunehmend metaphorisch und am Ende in die Zeilen gipfelnd, die m.E. ebenso schlicht wie genial sind: If there's and order / In all of this disorder / Is it like a tape recorder? / Can we rewind it just once more? Wer von uns hat sich diese Frage nicht schon einmal gestellt? Musikalisch packt mich die Nummer spätestens mit Larrys Einsatz in Minute 1:41. Und wann klangen zwei verzerrte Gitarrenakkorde jemals so wütend, so dramatisch wie während der Aufforderung an Jesus, endlich aufzuerstehen. Schlichtweg genial.
    Side-Fact: Die erste Idee zu Wake Up Dead Man stammt aus Joshua-Tree Zeiten. Auf dem Cover von Zooropa sind verschwommen die Buchstaben WAKEUPDE zu lesen, eine Anlehnung an den bis dato unvollendeten Song.
    Interessant fand ich die Ausführungen von Steve Stockman (Pfarrer der Presbyterianischen Kirche in Belfast), der in seinem Blog Soul Surmise herausstellte, dass der letzte U2 Song der 90 er Jahre mit all seiner Finsternis ein kongenialer Gegenspieler zum positiven ersten Song des neuen Jahrtausends Beautiful Day ist - "too brilliant to be contrived..."



  2. Love Is Blindness (ACHTUNG BABY)
    Wohl einer der schönsten U2 Songs und für mich nach wie vor der Top-Closer unter den Songs, welche durchgehend die Shows einer kompletten Tournee beendet haben. Wenn ich Wake Up Dead Man als düsteren Song bezeichnet habe, steht Love Is Blindness dem in nichts nach. Die Assoziationen kreisen irgendwo zwischen dem Ende einer Beziehung und einem Selbstmordattentäter - beide Themen alles andere als geeeignet, um Euphorie auszulösen. Immerhin hat -so die Gerüchte- Edges Trennung von seiner damaligen Frau großen Einfluss auf die Entstehung von Love Is Blindness gehabt. Ob der Trennungsschmerz dafür verantwortlich war oder nicht - das Solo am Ende des Stückes gehört für mich zum Intensivsten, was Edge jemals gespielt hat (und lässt mich gerade daran zweifeln, ob der Song nicht doch auf Platz1 gehört hätte...) "His whole life came out of him when he played... when we went for the take, one string broke and he just kept playing harder and harder. Another string broke. And he has such a light touch, ordinarily, he's so gentle. All that left him for a kind of rage." (Bono über The Edge Solo)



  3. All I Want is You (RATTLE & HUM)
    Vermutlich gibt es genau einen Grund, warum All I Want Is You nicht den ersten Platz belegt - ich habe mir vorgenommen, grundsätzlich die Album-Version der Songs zu bewerten. Würde ich die Live-Performances zugrunde legen, läge der Song vermutlich an erster Stelle. Wenn Bono (All I want is) am Ende des Songs mit dem Publikum (Youuuuuuuu) interagiert und die Nummer dann am besten noch ausfaded und in Streets übergeht, dann läuft es mir jedes Mal eiskalt den Rücken herunter. Live funktioniert die Nummer auch ohne das prägende Element des Streichorchesters von Van Dyke Parks hervorragend - auf Platte ist es hingegen das atmosphärische Sahnehäubchen auf einem großen Song.



  4. Mothers Of The Disappeared (THE JOSHUA TREE)
    Gleichwohl es sich musikalisch um ein sehr experimentelles Stück handelt, liegt die Stätke von Mothers Of The Disappeared in seiner Unaufgeregtheit. Trotz Brian Enos Drum Loop Effekten wirkt die Nummer für mich zu keinem Zeitpunkt auch nur im Ansatz synthetisch. Der reduzierte Gesang ist der Thematik angemessen, manchmal wirkt der Song für mich fast wie eine Schweigeminute, in der man einfach nur seinen Respekt zollt, in dem Wissen, dass weniger in diesem Fall mehr ist. Auf der Joshua Tree Anniversary Tour bewies die Band, dass der Titel auch live mehr als funktioniert - für mich persönlich war er eines der Highlights des JT-Blocks. Auf den vorherigen Tourneen war er meist den Konzerten in Argentinien und Chile vorbehalten. Grundsätzlich aber eher ein Song fürA'Augen zu, Kopfhörer auf.'



  5. Cedars of Lebanon (NO LINE ON THE HORIZON)
    Der Closer von NLOTH; da ich zu den Exoten gehöre, die das Album in ihrer persönlichen U2 Top 3 haben hat mich die Einordnung auf einem der vorderen Plätze nicht verwundert. Für mich gibt es kaum einen Song, bei dem ich so eindeutig eine bestimmte Situation / Atmosphäre / Location vor Augen habe, wie bei Cedars of Lebanon. Der Song beginnt und ich wähne mich in einem kleinen Appartment im vom Bürgerkrieg gebeutelten Land, auf dem Tisch eine Schreibmaschine, die Luft verraucht... selbst den im Song erwähnten Kühlschrank mit der Fotografie habe ich vor Augen. Cedars of Lebanon sampelt das sphärische 'Against The Sky' (Brian Eno / Harold Budd aus dem Album The Pearl von 1984) 
    Treibende Kraft des Songs sind Larrys Drums, im Grunde nicht weniger kriegerisch als in Sunday Bloody Sunday, doch zugleich minimalistisch und dezent im Hintergrund. Ein Song, den ich zu schätzen lernen musste, der mich seitdem aber umso mehr zu überzeugen weiß. 



  6. The Troubles (SONGS OF INNOCENCE)
    So langsam fragen sich die ersten sicherlich, wann 40 und MLK endlich in meiner Liste auftauchen werden. Es dauert nicht mehr lange, zuvor jedoch ein Song aus der jüngeren Bandhistorie - The Troubles. Die Kollaboration mit Lykke Li ist für mich ein Volltreffer. Ihre eher kalte Stimme im Refrain, im Studio lediglich zum Sound des Schlagzeugs eingesungen, stellt den perfekten Konterpart zu Bono dar und verleiht dem Song eine Melancholie, die der beklemmenden Thematik 'häusliche Gewalt' mehr als gerecht wird. Schade, dass The Troubles nur fünfmal live gespielt wurde, der SOI Closer wusste durch Larrys dominierende Drums auch auf der Bühne durchaus zu überzeugen, auch wenn Bono stimmlich bei den paar Darbietungen nicht komplett überzeugen konnte, was im Kontrast zur eingespielten Stimme von Lykke Li besonders auffiel.



  7. MLK (THE UNFORGETTABLE FIRE)
    MLK hätte es sicher verdient, weiter vorne in der Liste zu landen. Ursächlich für seinen Platz im Mittelfeld ist vermutlich die geringe Dauer und der minimalistische Stil. Keine Frage, gerade diese beiden Eigenschaften machen den Song zu einer großartigen Nummer, die mir bei jedem Hören Gänsehaut beschert. Aber sie sorgen halt auch dafür, dass die Nummer eigentlich außer Konkurrenz laufen müsste, da sie kaum mit den anderen Closern vergleichbar ist. Also bitte nicht falsch verstehen: das was er sein soll ist MLK zu 100% - ein unglaublich sanfter, atmosphärischer Song, der einem großartigen Mensche auf die denkbar würdigste Art und Weise huldigt. Passend die Beschreibung des deutschen Rolling Stone: "Letzte weise Worte, eine Art "Let It Be". .



  8. 40 (WAR)
    Wie kann ich das nur machen? 40 nur auf Platz 8? Tatsächlich mutet meine Einschätzung hier erst einmal komisch an. 2015 erfüllte sich bei der zweiten Köln Show einer meiner größten Träume in Bezug auf die Band: ich durfte dabei sein, als die Show mit der Songfolge Bad und 40 endete. Damals hatte ich Tränen in den Augen und noch ist dies eigentlich mein intensivster Moment während eines U2 Konzertes. 40 ist definitiv DER Live Closer schlechthin. ABER: In diesem Artikel versuche ich die Album-Versionen der Songs zu werten und dabei fiel mir auf: in gewisser Hinsicht empfinde ich 40 auf dem Plattenteller als, hmm, traue ich mir das zu schreiben, eher langweilig. Er besitzt auch nicht die atmosphärische Stärke, mit der MLK in ähnlich kurzer Spieldauer überzeugen kann. 40 braucht für mich, das habe ich festgestellt, die Bühne, 40 braucht mindestens hunderte, besser tausende Stimmen, die mitsingen und den Song zum Selbstläufer machen.



  9. Is That All? (OCTOBER)
    Scarlet wäre vermutlich der gelungenere Abschluss von October gewesen. Und doch mag ich Is That All? recht gerne, vermutlich weil die Kombi The Cry/Electric Co zu meinen absoluten Lieblingen gehört und Edges Riff zu Beginn des Songs  unweigerlich an diese Songs erinnert. Is That All? ist eine ziemlich raue Nummer, erinnert mich eher an ein Demo Tape, als an eine fertige Albumversion. Dadurch wirkt der Song zum einen auf sympathische Art und Weise amateurhaft, zum anderen klingt es, als ob Larry mit doppelt soviel Kraft wie sonst trommelt - was gut ist, denn die Drums sind treibendeKraft tdieses Songs.



  10. 13 (There Is A Light) (SONGS OF EXPERIENCE)
    13 auf Platz 10 zeigt auf, welche hohe Qualität U2s Closer besitzen. Denn der Referenzsong zu Song For Someone ist ein wirklich schöner Titel. Während der Refrain bei letztgenanntem mir ein Stück weit zu kitschig geraten ist, kommt er in der reduzierten Version ohne Gitarrensolo deutlich authentischer rüber. 13 erscheint wie dafür geschaffen, ein so persönliches Album wie Songs Of Experience abzuschließen; selten klingt Bono so greifbar, so verletzlich. Und die Lyrics beinhalten zwei Zeilen, die für mich zum stärksten zählen, was U2 zu Papier gebracht haben: I’ve got a question for the child in you before it leaves / Are you tough enough to be kind? / Do you know your heart has it’s own mind?
    Sie erinnern mich an Original Of The Species: Some things you shouldn’t get too good at / Like smiling, crying and celebrity. Vielleicht bin ich ein Stück weit sensibler, seit ich Vater geworden bin. Aber beide Sätze treiben mir tatsächlich regelmäßig Tränen in die Augen.



Das war nicht einfach. Und ich bin ehrlich: würde ich den Artikel erneut schreiben, würden sich vermutlich ein, zwei Titel verschieben, je nach meiner aktuellen Stimmungslage. 
Zu den Songs, die es nicht in keine Top10 geschafft haben:

The Wanderer: ein großartiger Song, habe ihn allerdings als Johnny Cash Lead Vocal Titel außen vor gelassen.

Grace: minimalistisch und schön, zumal ich es liebe, wenn Adams Bass Line im Vordergrund steht, aber am Ende hat es nicht ganz erreicht.

Yahweh: eher eine Durchschnittsnummer, ist ein Opfer der Stärke der anderen Songs geworden.

Shadows And Tall Trees: Herr der Fliegen ist eines meiner Lieblingsbücher, mit dem Song bin ich hingegen nie so richtig warm geworden.

Und wie sieht Eure Top10 aus? Teilt sie gerne mit uns auf Twitter (@u2tour)Facebook oder in unserem Forum.



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