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U2 News » Bono, der gute Mensch aus Dublin (ein Zeitungsartikel)


Heute wurde in einigen regionalen Tagesblättern in Baden-Württemberg ein interessanter Artikel über Bono abgedruckt. Willi Reiners, der Verfasser, nimmt kritisch Stellung zu Bonos politischen Engagement für die dritte Welt.

Bono, der gute Mensch aus Dublin Singendes Weltgewissen: Der Frontmann der Rockband U2 macht Gipfelpolitik New York - Was macht ein Rockstar, der weltweit über 70 Millionen Platten verkauft hat, aber erst Anfang 40 ist, bloß mit dem Rest seines Lebens? VON WILLI REINERS Nun, er könnte sich zum Beispiel auf sein 120-Zimmer-Anwesen zurückziehen und sich entweder dem nicht enden wollenden Familienglück, blutjungen schwedischen Groupies oder einer sonstwie behandlungsbedürftigen Sammelleidenschaft widmen; er könnte, wenn der Morgen genialisch graut, im digitalen Homestudio an kommenden,irgendwie unvermeidlichen Welterfolgen herumbasteln und am Abend darauf die eigene Band im Probenraum mal wieder so richtig zur Sau machen, weil sie seit Schülerzeiten nicht wirklich dazugelernt hat. Ja, all dies könnte Bono Vox tun, und womöglich hat er das eine oder andere auch schon ausprobiert. Doch dem kreativen Kopf der irischen Band U2, mit bürgerlichem Namen Paul Hewson, ist das nicht genug. Der Mann strebt nach Höherem. Er wäre gerne - ein Heiliger. Man muss sagen, auf dem Weg dorthin hat er bereits ein beachtliches Stück zurückgelegt. Oder wie sonst wollte man erklären, dass der 41-Jährige einen Stammplatz bei Papstaudienzen zu beanspruchen scheint und dass er, wo immer sich die Großen und Mächtigen dieser Welt versammeln, tapfer seine Stimme für die Armen und Entrechteten dieser Welt erhebt? So wie bei dem am Dienstag zu Ende gegangenen Weltwirtschaftsforum in New York. Gemeinsam mit Microsoftgründer Bill Gates forderte die Mutter Teresa des Rock 'n' Roll die erste Welt auf, der dritten bei Bildung und Gesundheit beizustehen. Das Elend von Kranken und Kindern in armen Ländern sei ein "internationaler Skandal und eine moralische Schande". Doch damit nicht genug. Für den afrikanischen Kontinent, der sich derzeit in einer ähnlich geschwächten Lage wie Europa nach dem Zweiten Weltkrieg befinde, regte der Ire auch gleich noch einen Marshall-Plan an. Zahlen müssten schließlich andere. Den amerikanischen Finanzminister Paul O'Neill, der sich zuvor gegen zusätzliche Entwicklungshilfe ausgesprochen hatte, lud der Musiker zu einer Afrikarundreise ein. Dann könne er sich ein eigenes Bild machen, meinte der gute Mensch aus Dublin. Findet das vielleicht jemand ein kleines bisschen anmaßend? Außen den Mitgliedern der fröhlichen Punkcombo Chumbawamba, die Bono auf ihre Wunschliste für den nächsten Flugzeugabsturz setzten, kommen dafür wohl nur Zeitgenossen in Frage, die ihn noch nie auf der Bühne gesehen haben. Es liegen Konzertberichte vor, nach denen der Sänger bei seinen Auftritten regelmäßig einen Meter über dem Bühnenboden schweben soll, was einem singenden Weltgewissen durchaus angemessen scheint. Zu Bonos Ehrenrettung ist festzuhalten, dass er, der in einem Dubliner Arbeiterviertel groß geworden ist, sich immer schon als politischer Künstler verstanden hat. Getreu dem Motto seines Vorbilds John Lennon, Protestparolen seien dann besonders wirkungsvoll, wenn man sie mit einem harten Beat unterlege, besang er, mit früh ausgeprägtem messianischem Habitus, zunächst den Religionskrieg auf seiner Heimatinsel, dem er die sehr gut tanzbare Independent-Hymne "Sunday, bloody Sunday" zueignete. In der Folge ging's gegen Apartheid, Umweltverbrechen, Bosnienkrieg, Aids und was sonst an Elend und Ungerechtigkeit mehr ist in dieser schönen und traurigen Welt. Heute tönt Bono weltweise, wirklich verändern könne man nur, wenn man mit den Mächtigen spreche, auf Augenhöhe sozusagen. Das tut der linke Dandy im Namen von Nichtregierungsorganisationen inzwischen so ausgiebig, dass seine Band beim Üben vereinsamt. Der Meister verhandele halt gerade mit Weltbank-Wolfensohn oder währungsfonds-Köhler über einen Schuldenerlass für die ärmsten Länder, lautet dann der Refrain. Aber hören diese wichtigen Herren eigentlich auch U2? Ihr Publikum findet die ¸¸größte Rockband der Welt'', die ausweislich ihrer Verkaufszahlen irgendwie auch ein Nutznießer der Globalisierung sein muss, pikanterweise eher unter jenen Kritikern des Welthandels, die in New York nicht zu Wort kamen und die deshalb im brasilianischen Porto Alegre einen Gegengipfel veranstalteten. Dort ließen sich Bono und seine Mannen nicht blicken. Lieber heizte die Band zur Halbzeitpause des Superbowl-Finales in New Orleans den Footballfans ein. Das bisschen Geschäft schadet auch Heiligen nicht. Quelle: Sindelfinger Zeitung u.a.



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