Die Bücher von Rushdie und Reed spielen in einer fiktiven Realität und wirken gerade deshalb so überzeugend, weil diese Realität für den Leser denkbar wird. Rushdie benötigt dafür nur wenige Anspielungen. "(I can‘t get no) Satisfaction" ist in seinem Buch zum Beispiel ein Song von John Lennon. Auch Claus Dieter Schneider spielt mit verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit, aber sehr unbeholfen.
Die Geschichte der Band Bad Knives ist, das wird schnell deutlich, eigentlich ein Roman im Roman ist, den der Ich-Erzähler liest. Aber Subtilität ist definitiv nicht seine Stärke. Ganz im Gegenteil. Die Fiktion der Geschichte wird dem genervten Leser mit jedem Abschnitt gewaltsam eingetrichtert.
Tja, wenn ein Buch über eine Rockband den Titel "Blauer Himmel über blondem Haar" trägt, wenn seine Protagonisten Silvester Phaser und Lord Duncan heissen und die anderen Bands Phink Loyd oder Velvet Overground, die Songtitel "Yellow Airplane" und "All you eat is Love" oder klassische Komponisten Mocard und Pruckner, dann handelt es sich entweder um eine wirklich gute Satire oder die totale Katastrophe.
"König Winter schwang sein eisiges Zepter und kündigte die unumschränkte Herrschaft an." "Vielleicht würde Pat in den nächsten Jahren zu einem jener stumpfgrauen Geschäftstypen mutieren, die nur noch besitzen und dadurch besessen sind. Vielleicht behielt der Rock and Roll, die sehnige, tätowierte Oberhand."
Dieses Buch ist vor allem eine Fundgrube für zu viele, klischeebeladene Adjektive und wenig originelle, sehr unlustige Anspielungen. "Vier scharfe Schlucke verschwanden schmatzend in Schlünden der schamlosen Schurken." - (stab)reim dich oder ich fress dich.
Die Lektüre ist eine echte Herausforderung, zumal solche und ähnliche Sätze auf nahezu jeder der quälend langen 268 Seiten zu finden sind.
Zudem liebt der Autor das "ph", aber muss man deshalb Phiat 400 und Phender und Siphilien und Phembley Arena schreiben? Oder gar Imphressionisten … and by the way…
Der Grund, warum dieser Roman hier überhaupt besprochen wird, ist die mäsig sympathische Nebenfigur Banana Phox, Sänger der weltberühmten Band Zoo, der ein paar kurze Auftritte hat. Aber so hardcore kann man selbst als U2 Fan nicht sein, um sich das Buch deshalb ins Regal zu stellen. Laut Klappentext ist dies "the great Austrian Rock Novel". Wenn das also der große Roman ist, möchte ich aber nicht wissen, wie misslungen der kleine ist. Phinger weg!
[Claus Dieter Schneider
"Blauer Himmel über blondem Haar"
Bibliothek der Provinz; New Edition]