U2 360° Tour - The Claw

The Claw | Idee & Entwicklung | Grundkonstruktion | Bühne | Video-Screen
Beleuchtungssystem | Soundsystem | Logistik | 360° Tour Credits | Quellen



The Claw – Daten und Fakten

Größer, schwerer, gigantischer... Ist man in der Musikszene auf der Suche nach statistischen Superlativen und übertriebenem Größenwahn, so ist man stets gut beraten, bei den Rolling Stones und bei U2 vorbeizuschauen. Im Jahr 2009 wurden dem Gigantismus der Konzertbühnen und des Stadienrocks neue Maßstäbe verliehen. Die mittlerweile preisgekrönte (siehe Awards) U2 360° Tour verwendet eine Bühnenkonstruktion, die von allen Seiten einsehbar ist und somit die Zuschauerkapazitäten enorm steigert. Zum ersten Mal in der Musikgeschichte geht eine Band mit einer 360°-Bühne auf eine Stadion-Welttournee.
So gewaltig, so überdimensional und futuristisch "The Claw" auch wirken mag, mit dem 360°-Konzept soll in erster Linie die Distanz zwischen der Band und dem Konzertpublikum gebrochen werden, was Bono während der 360°-Shows immer wieder seinem Publikum zu verstehen gibt ("Wisst ihr, warum wir diesen Wahnsinn erschaffen haben? Um euch allen näher zu sein!").

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Idee & Entwicklung

"The Claw", die Klaue, wie die Bühne aufgrund ihres krallenartigen Aufbaus genannt wird, und das damit verbundene Bestreben, in Stadien vor einer 360°-Kulisse zu spielen, war schon länger eine Vision im Hause U2. Laut eigener, wohl etwas ironischer Aussage, kam Bono selbst ursprünglich auf die Idee eines solchen Konzepts, als er beim Abendessen mit einigen Gabeln spielte. Fakt ist, dass Mark Fisher, ein renommierter Bühnenarchitekt, der neben zurückliegenden Touren für U2 ebenso an Bühnenkonstruktionen u.a. der Rolling Stones, Pink Floyd und Genesis arbeitete, bereits für die Vertigo-Outdoor-Tour einige Entwürfe einer 360°-Bühne erstellt hatte. Umgesetzt wurden diese damals allerdings nicht – die Installation von Sound- und Lichtsystemen oberhalb der Bühne schien damals zu kostspielig. Mittlerweile hat sich die Technik weiterentwickelt, Sound- und Lichtsysteme sind kleiner, kompakter und somit auch leichter geworden – eine 360°-Outdoor-Bühne ist nun realisierbar. Ebenfalls maßgeblich am Design und vor allem an den Lichteffekten der Bühne beteiligt, ist Willie Williams, der als langjähriger Stage-Designer von U2 seit der War-Tour mit ihnen aktiv ist.

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Die Grundkonstruktion

Die monströse Grundstruktur der Bühne, bei welcher sich die Designer vom LAX Theme Building (Flughafen Los Angeles) inspirieren ließen, wurde von der belgischen Firma Stageco hergestellt, die bereits Stahlkonstruktionen für zwei frühere U2-Bühnen gebaut hat. Diese Konstruktion wurde konzipiert, um das Sound- und Beleuchtungssystem sowie den zylinderförmigen Videoscreen zu tragen. Insgesamt kann die vierbeinige Konstruktion mit bis zu 200 Tonnen belastet werden. Sie selbst ist 30 Meter hoch und wiegt 190 Tonnen. Aus der Mitte der 360°-Konstruktion ragt eine orangefarbene Spitze heraus, die Mark Fisher scherzhaft als "The Cigar" bezeichnet. Mit dieser Spitze erreicht die Bühne eine Höhe von 52 Metern. Die grünliche Außenhaut der Stahlkonstruktion besteht aus PVC–beschichteten Polyesterfasern und hat eine Fläche von 1.500 Quadratmetern. Auf dieser sind 36 orangefarbene "Polypen" angebracht, die für unterschiedliche Leuchteffekte während der Show sorgen.

Aus logistischen Gründen (siehe "Logistik") mussten drei identische Konstruktionen gebaut werden – jede davon ist etwa 22 bis 30 Millionen US-Dollar wert. Vor der Tour wurde die Grundkonstruktion auf dem Festivalgelände im belgischen Werchter zur Probe mehrfach auf- und abgebaut. Der Aufbau erfolgt zunächst durch die Errichtung von vier Gerüstturmen. Die auf dem Boden zusammengesetzte achteckige Dachkonstruktion, die am Ende das Oberteil der Bühne darstellt, wird an diesen Gerüstturmen hochgezogen. Nach und nach werden dann die Stahlbeine angefügt, bis sie letztendlich die Dachkonstruktion selbst tragen und die Gerüsstturme wieder abgebaut werden können. Dieser Prozess wird durch dieses Zeitraffervideo vom Konzert im Berliner Olympiastadion sehr anschaulich.

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Die Bühne

Die Bühne, also die eigentliche Plattform, auf welcher sich die Band befindet, ist vollkommen unabhängig von der gesamten riesigen Konstruktion. Die ellipsenförmige Plattform ist 2,5 Meter hoch und durch zwei bewegliche Brücken (die während der Show über den Köpfen der Zuschauer auf Rollen hin- und her bewegt werden) mit dem Laufstegring verbunden. In der Mitte der Bühne befindet sich eine rotierende Ebene für Larry Mullen Jr. und sein Drumset. Der Platz zwischen der Bühne und dem Laufsteg wird als FOS (Front of Stage) bezeichnet und bietet in etwa 3.000 Menschen Platz. Wie üblich befindet sich unter der Bühne der technische Bereich. In der 289 m² großen "Underworld" (inklusive des unterirdischen Gangs unter dem hinteren Laufsteg, durch den die Band die Bühne erreicht) befinden sich z.B. die Soundtechniker, Edges riesiges Gitarrenarsenal oder Keyboarder Terry Lawless.

Maße:
Hauptbühne: L 22,5 x B 15,5 x H 2,5 m
Äußerer Laufstegring: L 147,5 x B 2,4 x H 1,3 m

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Der Video-Screen

Das Design für das Rundum-Videosystem wurde von Mark Fisher in Zusammenarbeit mit Chuck Hoberman und Frederic Opsomer entworfen.
Das gesamte Videosystem der 360° Tour wiegt fast 60 Tonnen und besteht aus über einer Million Komponenten. Acht Stunden werden benötigt, um die verschiedenen Elemente anzubringen. Das Grundgerüst ist aus rostfreiem Stahl und Flugzeugaluminium gefertigt. Der Screen selbst setzt sich aus 888 sechseckigen LED-Elementen zusammen, die mit einem pantographischen (= Scheren-) Fahrwerk-Mechanismus verbunden sind. Dadurch werden die verschiedensten Effekte während der Show ermöglicht, wie etwa das vertikale Ein- und Ausfahren der Leinwand (auf maximal 20,5 m) und das Auseinander- und Zusammenziehen der einzelnen LED-Elemente. Der Videoscreen besteht aus insgesamt 500.000 LED-Pixeln, 320.000 Verbindungselementen, 25 km Kabel und 150.000 anderen Standardkomponenten.
  
In der ersten Hälfte der Show verweilt der Screen wie ein bewegungsloser Bienenkorb in seiner Ausgangsposition und sprüht auf abertausenden Pixeln einen 360°-Mix an Videos, Grafiken und I-Mags in das Stadion. The Unforgettable Fire bringt letztendlich musikalische Schönheit und technische Raffinesse auf einen Nenner. Bei diesem Lied fährt der Videoscreen nach unten aus und entfaltet sein gesamtes Potential.
 
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Das Beleuchtungssystem

Die gesamte Beleuchtungstechnik der 360° Tour wurde von der PRG Concert Touring Group bereitgestellt. Sie besteht aus 196 sogenannten "Bad Boy"-Beleuchtungskörpern (speziell für große Veranstaltungen geeignet und multifunktional einsetzbar; Williams entschied sich für diese Beleuchtung nach einer Testphase im Londoner Wembley-Stadion im März 2009), 25 Followspots, 156 farbwechselnden Stroboskopen sowie 47 Nebelmaschinen. Im orangefarbenen Hauptpfeiler ("The Cigar") sind zudem fünf Rundsteuerungsprojektoren ("Xenon ripple projectors"), 42 Natriumdampf-Flutlichter, und 498 "DWE PAR"-Lampen angebracht. Der Pfeiler selbst befindet sich 9 Meter über dem Boden und misst 43 Meter. An beiden Enden ist jeweils eine übergroße Discokugel befestigt, die atemberaubende Lichtspiele ins Stadion zaubern. Die Discokugel am unteren Ende wird mit einem Bedienungselement zu bestimmten Zeitpunkten während der Show hinuntergefahren, um über der Band zu rotieren.
An den Innenseiten der vier Stahlfüße sitzen jeweils drei Crewmitglieder, die zusätzliche Scheinwerfer während der Show manuell betätigen. Am Dach der Konstruktion befinden sich acht Lichtobjekte, die als "Suchscheinwerfer" fungieren und die Discokugel an der Spitze des Pfeilers beleuchten.
An den Außenseiten der Träger befinden sich 36 orangefarbene Scheiben ("Polyps"), die jeweils acht zirkulierende LED-Lichtkörper enthalten und so besondere Beleuchtungseffekte wie z.B. das "Glühen" der Außenhaut ermöglichen. Im Stadion selbst sind sieben zusätzliche Lichtquellen installiert (jeweils bestehend aus drei "Bad Boys", einem Followspot und einem "Novalight Nova-Flower Effect"-Strahler), die an verschiedenen Stellen in den Rängen angebracht werden und das Konzertpublikum sowie The Claw anstrahlen.

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Das Soundsystem

Das massive Soundsystem der 360° Tour entstand aus einer Zusammenarbeit zwischen Joe O’Herlihy (seit über 30 Jahren Audio Producer und FOH Mixer der Band) und den Clair Brothers. Es gilt als das bisher technisch umfangreichste und kolossalste, das je bei einer Großveranstaltung zum Einsatz kam und hat einen geschätzten Gesamtwert von 10 Millionen Dollar.
Die gesamte Lautsprecheranlage wurde komplett in das 360°-Design integriert. Analog zum Konzept der Tour war auch hier das Ziel, eine Rundum-Beschallung zu erreichen, die sowohl die Zuschauer in den höchsten Rängen als auch die Fans im dichtgedrängten FOS-Bereich gleichermaßen erreichen sollte.

Das Herzstück des PA-Systems bilden die neuentwickelten i-5/i-5B-Lautsprecher (Clair i-5™ line array), die auf einem Line-Array-System basieren.
Das gesamte Soundsystem umfasst insgesamt 15 Bereiche und ist wie folgt aufgeteilt:

FOH ("Front of House"): 36 i-5- und 36 i-5B-Lautsprecher-Hänger an jeder Seite
Hinten: 24 i-5 und 24 i-5B
House links: 16 i-5 und 16 i-5B
House rechts: 16 i-5 & 16 i-5B
Hauptbühne: 24 Clair FF2 und 24 Clair BT218 Subs
B Stage Area: 72 S4 Subs

Zusätzlich sind in zwei Türmen 32 i-DL Delay Cabinets verbaut.

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Die Logistik

Da der Aufbau der Bühne sehr anspruchsvoll ist und die Tour dennoch einen eng geknüpften Zeitplan einhalten muss, wurden drei Grundkonstruktionen entwickelt. Wenn die eine aufgebaut wird, wird die andere gerade bespielt, wobei die dritte bereits abgebaut und transportiert wird. Der Aufbau der Grundkonstruktion nimmt in etwa 4-5 Tage in Anspruch. Das "Production-Team", welches das Sound- und Videosystem transportiert und aufbaut, benötigte zu Beginn der Tour etwa 18/19 Stunden um diese an die Grundkonstruktion zu montieren und 10 Stunden, um sie wieder abzubauen. Mittlerweile hat man sich eingespielt und konnte die Zeiten halbieren – für den Aufbau werden nun nur noch 9 Stunden in Anspruch genommen, wohingegen das Team für den Abbau nur noch 5–6 Stunden braucht. Jede "Claw" nimmt für den Transport rund 36 LKWs in Anspruch. Das Sound-, Licht- und Videosystem, das es hingegen nur einmal gibt, wird von rund 50 LKWs transportiert. Mit den Merchandise- und Catering-Trucks werden also in etwa 200 LKWs benötigt, um die Tour am Laufen zu halten. Dementsprechend hoch sind dann natürlich auch die anfallenden Kosten für den Transport, die Crew usw. – 750.000 US-Dollar fallen täglich an, unabhängig davon, ob die Band gerade spielt oder nicht. Doch finanziell ist das Projekt alles andere als unrentabel – während der ersten beiden Legs der 360° Tour haben U2 und Live Nation allein durch den Verkauf von exakt 3.071.290 Tickets 311.637.730 US-Dollar eingenommen, was pro Konzert einem Ticket-Umsatz von etwas mehr als 7 Mio. US-Dollar entspricht.


360° Tour Credits

Tour Director: Craig Evans
Tour Production Director: Jake Berry
Production Architect/Designer: Mark Fisher
Lighting/Show Designer: Willie Williams
Lighting Director: Ethan Weber
FOH Audio Director: Joe O'Herlihy
Video Content: Catherine Owens
Stage Manager: Rocko Reedy
Tour Producer: Live Nation Global Touring
Sponsor: Blackberry

Hauptartikel U2 360° Tour Crew

Quellenangaben und weitere Informationen unter: