Aktuelle News

U2 News » 6 Wochen - 6 Shows: mein Fazit


Da ist er also wieder, dieser ganz normale Montag. Der Beginn einer ganz normalen Arbeitswoche und nur die Aussicht auf ein bisschen U2tour.de Liveberichterstattung in den kommenden Tagen. Und Samstag schon ist der europäische Teil der 360° Tour vorbei. Doch meine Tour hat ihr Ende bereits beim zweiten London-Konzert gefunden. Schluss also mit lauen Sommerabenden, Adrenalinkicks und voller musikalischer Dröhnung. Kein ‚Crazy’-Remix mehr, kein Major Tom und kein stundenlanges Warten vor den größten Stadien Europas. Sechs Mal hatte ich das Vergnügen dabei sein zu dürfen (Barcelona1+2, Berlin, Gelsenkirchen und London1+2), aber nun stelle ich mich erstmal nur noch in die Schlange vor der Eisdiele, man muss seine Süchte ja langsam reduzieren.

Nach 6 Shows in 6 Wochen ist es auch Zeit für ein kleines Fazit. U2 hatten angekündigt mit der 360° Tour einen Meilenstein in Sachen OpenAir-Konzerte zu setzen. Sie wollten eine Symbiose aus der Atmosphäre eines Hallenkonzertes und der Größe eines Stadionkonzertes schaffen. Und ließen dafür mit der Kralle eine der ungewöhnlichsten Bühnenkonstruktionen aller Zeiten erbauen. Hat es sich gelohnt?

Für mich lautet die Antwort auf diese Frage ‚ja’. Sogar ein entschiedenes ja! Die Bühne sieht nicht nur gigantisch gut aus, ihre technischen Spielereien ermöglichen es der Band in der Tat ihren Fans an fast allen Punkten des Stadions nahe zu kommen. Wobei Nähe natürlich nicht nur durch die Anzahl der Meter bis zum Fan definiert ist, sondern auch von der Stimmung her, die eben Intimität aufbauen kann oder nicht. Meiner Meinung nach schaffen U2 es in diesem Setting durchaus so etwas wie Intimität in das Stadion zu bringen. Besonders deutlich wird dies bei Akustikversionen wie bei Stay oder Stuck in a moment. In solchen Momenten scheint das Stadion weit weg zu sein – und die Band einem ganz nahe, ähnlich eben wie bei einem Hallenkonzert. Gleichzeitig kann die Bühne die Band aber größer erscheinen als sie tatsächlich ist. Die massiven Lichteffekte, gepaart mit einer genialen Choreografie, haben Crazy zu einem meiner Lieblingssongs auf dieser Tour werden lassen und auch die Lichteffekte bei City of Blinding Lights sind wahre Höhepunkte.

Aber ist die Tour wirklich so gut? Gerade auch im Vergleich zu ‚früher’? Oder freuen wir uns einfach nur, weil U2 endlich wieder auf Tour sind und die Vertigo-Tour im Vergleich zur Elevation-Tour eben für viele doch eine Enttäuschung war. Wieder beantworte ich diese Frage mit ja – diese Tour ist wirklich gut. Für mich sogar sehr gut. Ich habe U2 selten zu einem so frühen Zeitpunkt einer Tournee bereits in solcher Spielfreude gesehen, bemerkt, dass die Chemie zwischen den Bandmitgliedern hervorragend harmoniert und mich auch gleichzeitig über solche musikalischen Leckerbissen gefreut. Ganz im Ernst: hätte ich vor dem Tourauftakt in Barcelona mit Songs wie Unforgettable Fire und Ultraviolet auf der regelmäßigen Setlist gerechnet? Wohl kaum! Und das U2 nicht gerade dafür bekannt sind eine große Anzahl von Songs in der Setlist von Konzert zu Konzert durchzumischen ist ja nun schon lange bekannt. Und trotzdem gab es von London1 zu London2 gleich 4 neue Songs im Set, Respekt!

Bono selbst schreibt im Tourbuch der 360°-Tour (das ich übrigens dringend zu lesen empfehle!), dass die besten Konzerte dann stattfinden, wenn Band und Publikum eine Einheit bilden. Wenn sich eine Situation ergibt wie beim Tennis, wenn man vor dem nächsten Schlag gar nicht mehr denken muss, sondern die Bälle fast wie automatisch hin- und herfliegen. Diese Form der Atmosphäre habe ich auf dieser Tour bereits zwei Mal erlebt: beim zweiten Barcelona-Konzert und erst recht beim Berlin-Konzert. Ansätze fanden sich auch beim zweiten London-Konzert. Das sind immerhin 50% meiner diesjährigen Tourerfahrungen und deshalb habe ich diese Tour auch so genossen. Klar waren mithin im Vergleich die anderen Shows schwächer, aber schlecht waren auch sie nicht. Und die Band hat jede dieser Shows solide zu Ende gespielt, bewiesen, dass sie Profis sind – und menschlich, mit kleinen Fehlern, Macken und Problemen, so wie wir eben auch. Wenn ich eine perfekt durch choreographierte (Playback-)Show will, gehe ich eben zu Madonna. Will ich aber nicht, ich will Boys, die RocknRoll spielen – und die bekomme ich auf dieser Tour.

Interessant wird nun sein wie sich die Tour im Herbst und im kommenden Jahr weiterentwickelt. Sicherlich wird sich noch das ein oder andere an der Setlist ändern. So waren I will follow oder sogar Your blue room bereits im Soundcheck zu hören. Bono erwähnt im Tourbuch auch noch White as snow als weiteren Song, den sie live wohl noch probieren wollen. Und beständig wird sich wohl auch das Thema Video und die Einspielungen auf dem gigantischen Screen ändern, bereits seit Barcelona gab es dort viele – und wie ich finde gute – Änderungen. Es wird einem mit U2 also auch nicht langweilig werden. Und genau das macht doch Hoffnung auch durch die dunklen Monate des Jahres zu kommen. Insbesondere wenn tatsächlich noch ein neues U2-Album ins Haus steht.

Ich jedenfalls habe so eben die ersten 50 Cent in mein U2-Sparschwein gesteckt. Das wird sich bis zum Sommer kommenden Jahres garantiert noch füllen, wenn es endlich wieder heißt ‚Commencing countdown, engines on’!



Mit Sternchen (*) gekennzeichneten Verweise sind sogenannte Provision-Links (Affiliate-Links). Wenn du über einen solchen Verweisklick einen Einkauf tätigst, bekommen wir von deinem Einkauf eine Provision. Für dich verändert sich der Preis nicht.

Weitere U2 News

U2 im Fernseh-Interview und: Wer ist Alma?

Liveberichterstattung Glasgow
 
XML | Impressum | Topicon