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U2 News » Interview von Noreena Hertz mit Bono


St. Paul de Vence, Frankreich. Die englische Globalisierungsexpertin, Konsumkritikerin und Bestseller-Autorin Noreena Hertz trifft den U2-Sänger im noblen Restaurant Colombe D'Or. Für das Gespräch nimmt er seine Brille ab - einer der seltenen Momente, in dem seine strahlend blauen Augen zur Geltung kommen.

"Wir müssen beweisen, dass wir Werte haben" Ein großer Teil Ihrer politischen Arbeit findet auf der Bühne statt. Sie haben auf dem Parteitag der Labour Party und im Weißen Haus gesprochen. Ich habe Sie auch mit Bill Gates auf einer Bühne gesehen. Bono Vox: Stimmt, aber ich arbeite auch viel im Verborgenen. Ich verbringe Zeit mit den Mitarbeitern von Politikern und Kongressabgeordneten, Menschen in meinem Alter, den Leuten im Schützengraben, meinen Arbeitsbienen. Oder ich schreibe Briefe an Kongressabgeordnete, Premierminister oder Präsidenten und bereite Argumente für meine Treffen mit ihnen vor, arbeite Reden aus. Das ist ein großer Teil meiner Arbeit, und der findet nicht auf Bühnen statt. Schreiben Sie Ihre Reden und Briefe tatsächlich selbst? Bono Vox: Ja. Ich erarbeite Textmodule und habe ein paar Lektoren, die mir dabei helfen, diese Bausteine zu koordinieren. Ohne diese Lektoren wären die Reden nicht so gut, aber im Großen und Ganzen schreibe ich sie selbst. Auf meinem Computer. Mit zwei Fingern. Eine Politikerin erzählte mir, Sie seien wie "eine Maschine" gewesen, als Sie vor ein paar Jahren versuchten, den US-Kongress dazu zu bringen, Gelder für den Schuldenerlass freizugeben. Was genau treibt Sie an, den Kampf gegen die Armut zu einem so großen Teil Ihres Lebens zu machen? Bono Vox: Ich möchte dieses Thema zu dem Moment machen, das unsere Generation definiert. Neil Armstrong ging 1969 auf dem Mond spazieren und sagte "Seht, wie weit wir es gebracht haben, was wir erreichen können". Er definierte in diesem Moment die finanzielle Feuerkraft, den technologischen Fortschritt einer ganzen Nation. Das haben wir - also meine Generation - bisher nicht getan. Wir haben so viel Macht und Wohlstand angehäuft und noch nicht gezeigt, was man damit erreichen kann - und zwar nicht für einige wenige Menschen, sondern für möglichst viele. Das Leid auf der Welt ist nicht notwendig. Etwas gegen die Probleme der Dritten Welt zu tun... Bono Vox: ...ist keine Last, sondern ein Abenteuer. Es ist nicht einfach, aber es ist möglich. Und wir, ich meine damit ein kollektives Wir, müssen das Konzept dafür schaffen, dass es tatsächlich wie Abenteuer wirkt und nicht wie eine Last. Das ist wichtig, insbesondere angesichts der gegenwärtigen Situation mit ihren Kriegen und dem Terror. Wir müssen zeigen, dass wir keine Leute sind, die sich hinter Büschen verstecken. Wir sind auch nicht die Menschen im Sand, die auf andere schießen. Wir müssen beweisen, dass wir menschliches Leben und Leid ernst nehmen, dass wir Werte haben. Das ist also die Botschaft, die Sie für die Mächtigen in der Welt haben. Ich vermute, Sie können mittlerweile jeden treffen, den Sie treffen möchten. Bono Vox: Kommt ganz darauf an. Leute wie Blair, Chirac und Bush sind sehr freundlich zu mir. Aber ich versuche schon seit Jahren vergeblich, einen Termin mit dem japanischen Premier Koizumi zu bekommen. Er hat eine coolere Frisur als jeder Rockmusiker. Er liebt Elvis, genau wie ich, und Japan hat in Südostasien großartige Arbeit geleistet, von der wir bei unseren Projekten in Afrika viel lernen können. Aber er ist offenbar nicht interessiert. Sie bekommen keinen Termin bei ihm? Bono Vox: Irgendwann wird es schon klappen. Also öffnet Ihr Rockstar-Status doch nicht alle Türen? Bono Vox: Natürlich nicht. Geht es denn letztlich um die Politiker? Bewirken sie die Veränderungen? Bono Vox: Nein, ich glaube, die breite Öffentlichkeit ist der entscheidende Faktor. Politiker, die sich bei bestimmten Themen weiter aus dem Fenster gelehnt haben - zum Beispiel in Großbritannien Tony Blair oder Finanzminister Gordon Brown - haben das getan, weil die Wählerschaft es ihnen erlaubt. Die Briten haben durch Umfragen und aktive Mobilisierung deutlich gemacht, dass ihnen Gesundheit und Armut in der Dritten Welt wirklich am Herzen liegen. Wir brauchen diese Art von öffentlicher Bewegung; es geht ja schließlich um Zusammenarbeit. Sogar Bill Gates, und niemand hat tiefere Taschen als Bill Gates, ist sich darüber im Klaren, dass sein ganzes Geld das Problem nicht beseitigen kann. Sind Sie eigentlich schon immer Aktivist gewesen? Oder interessieren Sie sich erst dafür, seit Sie reich und erfolgreich sind - und merken, dass das Geld auf Ihrem Konto keine Probleme lösen kann? Bono Vox: Ach nein, das ist nicht neu. Die Musik von U2 und das Bewusstsein für soziale Ungerechtigkeit waren schon immer, und damit meine ich seit unserem zweiten Album "October", ein und dasselbe. Uns geht es um Gleichheit und Dinge, für die es sich zu kämpfen lohnt. Reden wir über ein konkretes Projekt, für das Sie sich ebenfalls sehr ernsthaft einsetzen: Sie möchten, dass Verbraucher so genannte Red-Produkte kaufen, von denen ein Prozentsatz des Erlöses in den Kampf gegen Aids in Afrika fließt. Bono Vox: Zum Glück bestätigt sich derzeit, dass die Macht des Verbrauchers ständig wächst. Wir erleben momentan neue, informierte Verbraucher, die wissen wollen, was in ihrem Essen ist und wo ihre Kleidung produziert wird. In England machen Marken wie Converse, Armani, The Gap, American Express und Motorola bereits bei der Red-Kampagne mit - und viele andere Marken stehen Schlange. aus der Schweriner Volkszeitung vom 20.04.2007, Seite 3



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