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Alice Cooper: Detroit Stories (Review)

Ab dem Jahr 2019 wollen wir euch in unregelmäßigen Abständen das eine oder andere Seitenprojekt mit U2-Bezug vorstellen. Die vier Herren sind seit ihren Anfängen in den 70ern an einer beachtlichen Anzahl an Alben und Songs beteiligt. Hier den Überblick zu behalten, ist gar nicht so einfach. Was lohnt? Was weniger? Welcher Kurs wird aktuell aufgerufen? So manche Veröffentlichung, die noch vor wenigen Jahren weit im dreistelligen Euro-Bereich erworben werden musste und ein begehrtes Sammlerstück war, kann man mittlerweile sogar recht günstig auf den einschlägigen Portalen kaufen – andere erfuhren dafür eine Wertsteigerung. Im Fokus soll allerdings die enthaltene Musik stehen, denn da gilt es doch recht Interessantes und manchmal auch Obskures zu entdecken. Präsentieren werden wir euch das jeweils in Form einer Rezension anhand der uns vorliegenden Originale. Wer noch weitere Informationen benötigt, sollte sich bei unseren Freunden von U2songs.com und deren umfangreicher Discography umsehen.

Alice Cooper huldigt seiner Stadt. Er hat zwar lange nicht in Detroit gewohnt, aber musikalisch fühlte er sich da immer wohl. Die Stooges oder MC5 und selbst Ted Nugent waren der damaligen Alice Cooper Band wesentlich näher, als der ganze musikalische Rest des Landes. Los Angeles hatte die Band damals Ende der 60er/Anfang der 70er verlassen, weil man mit dem ganzen Hippie-Kram keine Gemeinsamkeiten sah. Motor-City bot eine neue Heimat und Produzent Bob Ezrin war dann ab 1970 immer wieder ein treuer Begleiter von Alice Cooper. Dieser hat nun 50 Jahre später mit Ezrin in einem Detroiter Studio eine Art Konzeptalbum aufgenommen und der Stadt mit "Detroit Stories" ein klitzekleines musikalisches Denkmal gesetzt.

Mit seinen 73 Lenzen hat der Mann tatsächlich noch mal ein beachtliches Werk aufgenommen. Man darf hier keine musikalischen Innovationen erwarten, aber Songs, die einen gewissen Retro-Charme versprühen und denen man deutlich anhört, dass Vincent Damon Furnier eine Menge Spaß an den Aufnahmen gehabt haben muss. Das überträgt sich auch unweigerlich auf den Hörer und "Detroit Stories" lässt einen dann für eine Weile auch mal den ganzen Corona-Mist vergessen!

Das Album ist ein bunter Strauß, welcher aus Coverversionen, neuen Songs, aber auch Neuinterpretationen ("Detroit City 2021") besteht. Cooper startet mit Lou Reeds "Rock 'N' Roll" und da ist man dann schon baff, was daraus gemacht wird. Aus der knarzigen Reed Perspektive wird bei Cooper ein böser, kleiner Trip. Der Text wurde übrigens nicht 1:1 übernommen. Das Album hat auch einiges an Gästen aufgefahren. Joe Bonamassa beispielsweise. Wayne Kramer von MC5, der auf dieser Scheibe so viel Spaß hat, dass man sich wünschen würde, dass er Cooper – sofern dieser Corona-Horror endlich vorbei ist – auf der nächsten Tour begleiten wird. "Go Man Go" ist nämlich lärmender Punkrock in schönster Perfektion.

Dann gibt es einen Bruch und mit "Our Love Will Change The World" schüttelt die Kapelle mal eben eine Nummer aus dem Ärmel, die auch der Hochphase des Britpop gut zu Gesicht gestanden hätte. Die Stimme von Cooper ist zwar völlig anders als sonst, aber der Track ist ein echter Höhepunkt – Schunkelpart inklusive! "Social Debris" richtet es sich anschließend ganz gemütlich im Hardrock ein. "1000 $ High Heel Shoes" ist der Wahnsinn! Wirklich! Bläser, Brass von den Motor-City Horns, Backings von Sister Sledge(!) und ein musikalisches Gewand aus Funk und R&B – grandios! Es wird nicht schlechter. Mit "Hail Mary" haut Mr. Cooper mit seinen Musikern eine Mischung aus Blues, Glam und Boogie raus. "Detroit City 2021" ist solide, aber dafür schiebt sich "Drunk And In Love" grandios im Bluesgewand aus den Boxen. Cooper singt und spricht wie es Iggy Pop wohl auch bei der Nummer tun würde. Das Mundharmonikaspiel passt hervorragend dazu.

"Independence Dave" klingt zwar nach Musical, aber das ist bei Cooper ja nicht ungewöhnlich. "I Hate You" ist leicht nervig, aber für zweieinhalb Minuten dann auch gerade noch so zu ertragen. "Wonderful World" ist das nächste Stück, welches in den Strophen sehr deutlich an Iggy Pop angelehnt ist. "Nightclubbing" von Pop und Bowie lässt da nett grüßen. "Sister Anne" bringt musikalisch das gesamte Album in einem Song unter. "Hanging On By A Thread (Don't Give Up)" ist der erste richtig düstere Song. Depressionsberatung von Alice Cooper und zum Schluss nennt er auch gleich noch die Nummer der Suicide Prevention Hotline. 

Schön knackig kommt danach "Shut Up And Rock" in zwei Minuten auf den Punkt. Larry Mullen von U2 sitzt hier hinter der Schießbude und man hört förmlich, dass es ihm unglaublich viel Freude bereitet hat ordentlich auf die Felle einzuknüppeln. Mit "East Side Story" wird die Platte schließlich mit dem fünfzehnten Song solide beendet.

Fazit: "Detroit Stories" stellt die Musikwelt nicht auf den Kopf und wird letztlich nur eine klitzekleine Fußnote der Musikgeschichte werden, aber für den Moment und für die aktuelle Situation ist das eine sehr gute Scheibe. Die Musik ist absolut authentisch und man hört den Songs einfach an, dass alle Protagonisten eine Menge Spaß beim Einspielen ihrer Parts hatten. Die musikalische Ausrichtung ist unglaublich abwechslungsreich. Hardrock, Blues, Glam, Boogie, Soul, Funk und R&B passten selten so gut zusammen! Größtenteils schafft es Cooper dem Hörer auch noch ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern und das ist angesichts der ganzen Corona-Scheiße eine wundervolle Eigenschaft von "Detroit Stories"!

https://alicecooper.com/

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