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U2: 03. und 04.10.2018, Barclaycard Arena, Hamburg – Willkommen bei Freunden!

Hamburg ist immer eine Reise wert, ganz klar. Die Jungs von U2 sahen dies die letzten 33 Jahre anscheinend nicht ganz so und Hamburg glänzte immer durch Abwesenheit auf den jeweiligen Tourplänen. Umso mehr war man natürlich auf die beiden Konzerte in der Barclaycard Arena, die im Rahmen der eXPERIENCE + iNNOCENCE Tour am 03. und 04.10.2018 über die Bühne gingen, gespannt. Das Musikanten-Quartett hat zu vielen Städten eine ganz besondere Beziehung oder Verbindung, aber für Hamburg dürfte das bisher eher nicht gelten. Dazu hätte die Band dann auch öfters mal da aufschlagen müssen. Dieser Oktober im Jahr 2018 dürfte nun alles geändert haben. U2 wird Hamburg in guter Erinnerung behalten. Ganz sicher sogar.

Oben steht "Willkommen bei Freunden" – dies ist zumindest genau jener Eindruck, den mir diese 2 ½ Tage vermittelt haben. Dies fängt bei der Hin- und Rückfahrt mit meinen beiden Mitstreitern an und hört bei der Gastfreundschaft meiner Schlafgelegenheit noch lange nicht auf. Unabhängig von Setlisten oder der Spielfreude der Band – Hamburg war sowas von bereit für U2. Das konnte man schon vor dem ersten Konzert spüren. Irgendwas lag da in der Luft. Für mich war es der erste Besuch dieser Arena. Dies ist zwar eine der typischen Mehrzweckhallen, aber in gut. Die Atmosphäre am 03. Oktober war jedenfalls ganz toll. Das weite Rund strahlte eine unglaublich positive Grundstimmung aus. Ehrlich gesagt hatte ich keine großen Erwartungen an die beiden Konzerte. Das hört sich jetzt negativer an, als es gemeint ist. Aber letztlich gibt es ja keinen Bezug zwischen U2 und Hamburg, warum also sollten sich hier außergewöhnliche Dinge ereignen, die von einem guten bis sehr guten Konzert abweichen? Und dann eilt den Hamburgern ja noch der Ruf, eher etwas unterkühlt zu sein, voraus.

Das kann man alles vergessen. Hamburg war ganz groß! Man muss das jetzt nicht mit anderen Städten und deren jeweiligen Konzertstimmung vergleichen. Hamburg und sein Publikum hat der Band schlicht und ergreifend einen sehr würdigen Rahmen geboten. Musste nur noch die Kapelle mitspielen. Und selbige tat dies auf beeindruckende Art und Weise, aber dazu gleich noch zwei bis drei Sätzchen. Die Tage in Hamburg dürften sich für viele lange in das Gedächtnis eingebrannt haben. Wenn sich nach den Konzerten wildfremde Menschen vor Freude in den Armen liegen, kann man vielleicht ungefähr erahnen, dass man das etwas Besonderem beiwohnen durfte. Wenn dann auch noch viele Menschen an einer Bierbude, mitten im Nirgendwo halten, feiern und U2-Songs lauthals mitsingen und diese Stimmung an jene der 80er und 90er vor und nach einem U2-Konzert erinnert und es den Menschen völlig egal ist, ob sie die letzte Bahn verpassen, dann weiß man was die Stunde geschlagen hat. Dies wäre vielleicht der einzige, klitzekleine Kritikpunkt: Hamburg, du Metropole, wie kann es sein, dass man ab 1 Uhr nicht mehr von der Arena wegkommt? Wobei: Arena trifft es da ja nicht mal, denn um zur Bahnstation zu kommen, musste man ja noch eine kleine Nachtwanderung einlegen. Nun gut, wir sind dann auf den Nachtbus ausgewichen – mit gefühlt sieben Mal umsteigen. Dass wir dann irgendwann den Überblick verloren haben und so dusselig waren und in den falschen Bus gestiegen sind, hat wenigstens noch ein bisschen Geld in die Kassen des Taxiunternehmens gespült. Ein bisschen mehr Geld.

Hamburg war im Grunde wie eine große Klassenfahrt. Überall hat man bekannte Gesichter getroffen. Höhepunkt vermutlich vor dem ersten Hamburg Konzert als sich eine große Abordnung der deutschsprachigen U2-Fans in der Anton Corbijn-Ausstellung einfand. Wenn 40+ Gleichgesinnte aufeinandertreffen, kann es auch mal lauter werden – zur Verwirrung der übrigen, kunstinteressierten Gäste. Nur mal so nebenbei: wer diese Ausstellung noch besuchen möchte, sollte sich meiner Meinung nach auch unbedingt den Film in der ersten Etage angucken.

"There's no place in the world we'd rather be tonight than here in Germany on Union Day. We love this country" – dies waren die einleitenden Worte von Bono für eine Tourpremiere. Es hätte wohl die Tage vorher keiner damit gerechnet, dass „Zoo Station“ den Weg in die Setlist finden würde. Vor dem Konzert wussten einige zwar schon, dass der Song geprobt wurde, aber trotzdem war es letztlich eine faustdicke Überraschung, dass die Nummer dann auch kam. Die Handbremse war da bei der Band zwar noch nicht vollends gelöst, aber das änderte sich spätestens mit „Stay (Faraway, So Close!)“ und ganz besonders „Who's Gonna Ride Your Wild Horses“! Die Stimmung war fantastisch – auf und vor der Bühne. Die Band wirkte locker, gelöst und befreit. Damit erübrigen sich eigentlich auch alles Diskussionen, ob die Herren noch Bock an ihrem Job haben und das Ende von U2 eventuell kurz bevorsteht. Vorausgesetzt die Gesundheit spielt mit, war es das noch lange nicht mit den vier Iren! Es mag jetzt eine längere Pause geben, aber wenn man sich das in Hamburg so angeguckt hat, dann lodert da immer noch sehr viel Feuer und die haben eine ganze Menge Spaß. Auch miteinander. Und ja, auch Larry. Der drosch während der Pferde derart auf seine Felle ein, dass er kurzerhand einen Stick verlor. Musste er selber herzlich lachen. Und wie sich die Jungs bei der Nummer gegenseitig anfeuerten, lässt mehr als nur Spielfreude erkennen. Da ist es auch völlig egal, dass der Screen offensichtlich hakte und nicht runterfuhr. Das Ende des Songs ist sowieso sehr hörens- und sehenswert!

Der Screen funktionierte auch vor „Elevation“ nicht und blieb oben. Die Band sprang natürlich nicht aus drei Meter Höhe auf die B(e)-Stage, sondern kam einfach über den Steg marschiert. Dies tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch. Die Interaktion zwischen den einzelnen Bandmitgliedern, aber auch zwischen der Band und Fans war an dieser Konzertstelle an beiden Abenden einfach sensationell gut. Wir standen jeweils im Knick direkt hinter den Roll Callern und hatten einen guten Überblick über das gesamte Geschehen. Bono hatte zudem seine Rede vor „Summer Of Love“ geändert. Ich persönlich finde selbige tatsächlich ganz nett, weil das eben zu einem großen Teil auch die U2-Geschichte der 80er wiederspiegelt. Allerdings hatte The Edge irgendwann die Schnauze gestrichen voll und stieg richtig in den Song ein und schnitt Bono somit das Wort ab. Kurioser und lustiger Moment. Für mich auch sehr schön, dass am zweiten Abend ein fulminantes „Gloria“ gespielt wurde. Bester Song des Abends war für mich allerdings eine Nummer, die ich auf dem Papier nun wirklich nicht brauche und eigentlich auch nicht mehr hören kann. Eigentlich. „Vertigo“ wurde derart aggressiv gespielt, dass man sich da schon mal die Augen reiben konnte. Sieht so eine Band aus, die nur noch Dienst nach Vorschrift macht? Ich denke nicht!

Eigentlich ist es müßig die beiden Konzerte miteinander zu vergleichen. Für mich war das erste Hamburger Konzert ein kleines bisschen stärker, aber in der Summe waren es zwei ganz, ganz tolle Konzerte! Und sage noch einer, dass Musik die Welt nicht (ver)ändern kann! Zumindest im Kleinen geht das durchaus. Dazu musste man nur in die überglücklichen Augen einer Konzertbesucherin gucken, bei der es gesundheitlich gerade nicht so gut läuft. Sie wird aus den beiden Tagen aber ganz sicher sehr viel positive Energie für die vor ihr liegenden schweren Wochen geschöpft haben. Schon alleine dafür hat sich Hamburg gelohnt! Aber sowas von!

Wir haben nach dem zweiten Konzert noch lange zusammengestanden bevor wir uns wieder in Richtung Ruhrpott getrollt haben. Aber selbst da war noch ein kleines bisschen Hamburg im Gepäck. Straßensperrung, Polizeikontrolle. „Haben sie getrunken?“ „Ähm, nein!“ „Betäubungsmittel?“ „Ähm, nein!“ „Wo wollen sie denn hin?“ „Nach Hause.“ „Und wo kommen sie her?“ „Aus Hamburg vom U2-Konzert.“ „OK, sie sehen vertrauenswürdig aus, sie können weiterfahren.“

Danke Hamburg! Danke U2! Danke an alle, die zu diesen 2 ½ Tagen beigetragen haben! Ich verneige mich! Einziger Wermutstropfen für mich: meine bessere Hälfte konnte leider, leider nicht dabei sein. Ganz doof! Und noch eine kurze Randnotiz: wer auch nur die klitzekleine Möglichkeit sieht, doch noch das Konzert in Berlin mitzunehmen, sollte das tun! Bono ist sich schon über die Besonderheit des Konzerts bewusst und hat Backstage beim Autogrammeschreiben verlauten lassen, dass Berlin eine „very, very special show“ wird, dem Zusatz „I think“ messen wird dann mal keine größere Bedeutung bei und konzentrieren uns lieber auf die Äußerung „very, very special show“! Herzchen + Bärchen

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