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Rückblick: vor 10 Jahren mit Bono und Edge in Köln

Ein Aufeinandertreffen mit Bono und The Edge ist an sich schon ein ganz besonderer Moment für jeden Fan. Aber wenn man die beiden dann auch noch in der U-Bahn trifft, scheint das fast unglaublich. Aber genau das konnte einem heute vor genau 10 Jahren in Köln passieren. Damals war Bono und Edge als Demonstranten beim G7-Gipfel in der Domstadt dabei und setzen sich für den Schuldenerlass für die ärmsten Länder der Welt ein. Beim Wühlen im Archiv ist uns dieser Artikel, der auf der damaligen Fanseite U2tomorrow erschienen ist, wieder in die Finger gefallen. Aber lest selbst!

Bono und Edge in Köln (19.06.99)
"Wer ist denn dieser DJ Bobo?"

Köln Samstag morgen: die Sonne brennt bereits vom Himmel und der G8-Gipfel ist in vollem Gange. Am Abend vorher soll Bill Clinton gesagt haben "Ich bin ein Kölsch!". Die Stimmung ist gut. Das U2tomorrow-Team ist seit langem vorbereitet und hat beim Bundespresseamt einen Photo-Paß bestellt. Dieser liegt auch unproblematisch zum Abholen bereit und wird wichtig, wichtig um den Hald gehängt. Erster Termin ist die Unterschriftenübergabe von Jubilee2000, der Kampagne zum Schuldenerlaß für die hochverschuldeten 3. Welt-Länder, an Bundeskanzler Schröder am Mittag. Zugang zu diesem Ereignis gibt es jedoch nur mit einem Extra-Paß und den haben wir natürlich nicht. Erste Schrecksekunden, dann ein beherzter Sprint zum Verantwortlichen - noch 7 Minuten bis zur Abfahrt der Journalisten. Noch 5 Minuten - wir haben den Paß. Wenig später sitzt U2tomorrow-Mitarbeiter Björn mit 180 handverlesenen Journalisten im Bus zum sogenannten Familienphoto, dem Gruppenphoto der Staats- und Regierungschefs.

Eine Stunde langen schmoren wir dann bei glühender Mittagssonne vor dem Museum Ludwig und nichts passiert. Doch kurz nach 12 Uhr kommt Bewegung unter die Scharfschützen, unauffälligen CIA-Beamten und Pressefritzen. Wenig später marschieren dann die angeblich mächtigsten Männer der Welt auf den Platz, machen brav "Winke, Winke" und gehen wieder. 3 Minuten Photos für 60 Minuten warten, mensch gönnt sich ja sonst nichts! Während die ersten Photographen bereits wieder abziehen, bereiten wir uns auf die wichtigen Photos vor. Kanzler Schröder und wir müssen allerdings noch einmal fast 30 Minuten warten und bangen. Dann ist es soweit: die zehnköpfige Jubilee-Delegation betritt mit einem riesigen Sack Unterschriften den Platz. Bischof Oscar Rodriguez verliest eine kurze Erklärung und übergibt den Sack symbolisch für insgesamt 17 Millionen gesammelte Unterschriften an Kanzler Schröder. Der bedankt sich brav und denkt, daß er alles schon überstanden hätte. Falsch! Bono läßt es sich natürlich nicht nehmen auch noch ein paar Worte an den Kanzler zu richten: "Es ist eine seltsame alte Welt, Herr Kanzler, in der Rockstars so viel Aufmerksamkeit bekommen, aber wichtige Probleme, wie dieses hier, nur sehr wenig. Aber diese 17 Millionen Unterschriften hier, die stellvertretend sind für eine Milliarde Menschen, sagen zu Ihnen, den Staats- und Regierungschefs, "Löst dieses Problem, spielt nicht nur damit herum!". 1999 kann entweder als das Jahr erinnert werden in dem ein Land zerstört wurde oder als das welches den Neubeginn für die 52 ärmsten Länder bedeutete. Die Geschichte wird Ihnen nicht gnädig sein, wenn sie dieses Jahr ohne radikale Veränderungen verstreichen lassen!"

Inzwischen hatte auch der letzte Journalist verstanden worum es hier ging und so war Bono plötzlich Gesprächsthema Nummer Eins. Handies klingelten, Kameras klickten, die Photographen sprangen über die Absperrungen und immer wieder wurde über den Namen dieses kleinen, sonnenbebrillten Rockstars gerätselt. "Wie heißt der? DJ Bobo? Bodo? Wer sind denn U2?" Dann sorgten die Sicherheitskräfte wieder für Ordnung und lösten das mittelmäßige Chaos auf. Und während die Journalisten brav wieder in die Busse stiegen, nahm Bono den direkten Weg über den Domplatz, wo er lauthals von der Menge bejubelt wurde.

Zeit zum Durchatmen und Mittagessen. Doch um 14 Uhr ging es bereits weiter. Die fast 40.000 Menschen fassende Menschenkette hatte sich inzwischen zu beiden Seiten des Rheins aufgebaut, um ihrer Forderung nach Schuldenerlaß Ausdruck zu verleihen. Mittendrin, aber durch Barrieren von Fans geschützt, auch die Rockstars der Kampagne: Bob Geldof, Perry Farrell (Ex-Janes Addiction), Thom Yorke (Radiohead), Yussou N'Dour, Edge, Bono und seine hochschwangere Frau Ali. Es wird wieder nett gelächelt und es werden >massig Interviews gegeben. Bono zeigt sich beeindruckt von der Menschenkette (er spricht von 100.000 Menschen) und ist überzeugt, daß diese Botschaft auch die Staats- und Regierungschefs an ihrem abgeschirmten Sitzungsort erreicht. Edge sieht es ähnlich und ist stolz darauf ein Zeichen setzen zu können. Nach 15 Minuten ist auch dieser Auftritt vorbei, doch der Rückweg zum Hauptquartier von Jubilee2000 erweist sich als ereignisreich. Nur wenig abgeschirmt von drei Bodyguards wird Bono von zahlreichen Fans auf dem Fußweg begleitet. Er schreibt bereitwillig zahlreiche Autogramme, plaudert mit den Fans.
Ebenso Edge, der über die neue Platte [Anmerkung der Red: U2 arbeiteten damals an All That You Can't Leave Behind] sagt, daß sie sich immer noch in einem Anfangsstadium befinden würden, aber das die Arbeit sehr gut voran ginge. Kurz vor dem Tagungszentrum bleibt die Gruppe an einer Polizeisperre hängen. Diskussionen mit dem Beamten bringen nichts, Bono schaut verwirrt und sagt "Can anyone explain the stupid Irish whats going on?". Dann wirds spaßig, der gesamte Troß muß unterirdisch - mitten durch die belebte U-Bahn, weiter. Viele Fahrgäste glauben ihren Augen kaum, immer wieder schauen sie sich unsicher an: "War das nicht eben der..." Ja, er war es. Unbeindruckt wie immer bahnt sich Bono seinen Weg durch die Passanten und erreicht schließlich das Tagungszentrum.

In selbigem findet wenig später eine Pressekonferenz mit allen Beteiligten statt. Dort sagt Bono:" Es ist mein Job als Popstar Themen zu popularisiern. Wir haben das Anliegen von Jubilee2000 popularisiert, es war Thema auf diesem Gipfel. Es gab einen ersten Lösungsansatz, mit dem wir aber nicht zufrieden sind. Es ist als wollte man den Mount Everst erklimmen und schafft es nur bis zur Hälfte - dafür gibt es keinen Ruhm. Sie müssen es schon bis zum Gipfel schaffen!"
Und weiter: "Ich bin beindruckt von Kanzler Schröder und seiner neuen Politik gegenüber dem Schuldenerlaß. Wovon ich nicht beindruckt bin sind seine häßlichen Anzüge!" Seine Hoffnungen zur Jahreswende: "Was um alles in der Welt haben die Staats-und Regierungschefs dann an Sylvester zu tun? Sie trinken und feiern - das wars. Also können sie doch wohl den kompletten Schuldenerlaß erklären und allen Menschen dieser Welt eine frohe Botschaft verkünden!"
Wird er sich selbst finanziell beteiligen: "Ich bin überbezahlt und verdammt reich. Trotzdem wurde nicht mal mein gesamter Reichtum auch nur den kleinsten Einfluß auf diese Problematik haben. Wir reden hier schließlich über 200 Milliarden!" Zum Schluß wurde es noch einmal Musikbezogen: "Wir wollten erst eine Art Live Aid 2 machen, aber unter dem Einfluß des Kosovo-Krieges erschien uns das unpassend. Stattdessen haben wir die Sache also Backstage gemacht und viel Lobbyarbeit betrieben".

Auch sonstige Auftritte von U2 scheinen momentan eher zweifelhaft. U2s Manager Paul McGuinness sagte uns gegenüber, daß er nicht davon ausgehe, daß U2 bei Netaid dabei seien. Die zweite Jahreshälfte sei komplett für die Arbeit am neuen Album reserviert. Am Abend wollte sich Bono dann noch mit dem britischen Premier Tony Blair treffen - dabei waren wir allerdings nicht zugelassen:( Schade eigentlich.

Auf der Homepage des deutschen Entschuldungsbündnisses erlassjahr.de finden sich noch ein paar Fotos von damals.

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