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Beyond The Edge: VVK-Wahnsinn oder wie eigentlich doch alles ganz einfach war

In der heutigen Folge unserer Reihe "Beyond The Edge" sinniert Björn Lampe noch einmal über die Geschehnisse rund um den VVK der Vertigo-Tournee im Frühjahr 2005: Als die irische Rockgruppe U2 am 23. Januar 2005 eine großangelegte Welttournee für dieses Jahr ankündigt, ahnt noch niemand, wie sehr dies wieder einmal die Konzertbranche und insbesondere die Vorverkaufspraktiken in ein Zwielicht stellen würde. Zwar waren sich Branchenkenner darüber einig, dass diese Tour aus finanzieller Sicht die erfolgreichste des Jahres sein würde (sie hatten recht), die Auswirkungen auf das Ticketgeschäft sahen sie jedoch nicht ab.

Am 25. Januar startete der PreSale für die ersten Konzerte in den USA. Zahlende Mitglieder der offiziellen U2-Homepage U2.com konnten noch vor der Allgemeinheit Tickets für die ersten Konzerte der bis dato insgesamt 56 Shows umfassenden Tour erwerben. 40 US-Dollar haben die Mitglieder von U2.com hierfür bezahlt und dafür das Versprechen auf die besten Plätze in den Hallen erhalten. Doch bereits nach wenigen Stunden wird eines klar: die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem – zudem werden nur wenige der begehrten Innenraumstehplätze an die Fans verkauft. Viele müssen stattdessen auf ungünstige Sitzplätze hinter der Bühne zurückgreifen. Der Frust der Fans über den PreSale eskaliert als der reguläre Vorverkauf für die US-Konzerte beginnt: nicht nur sind die Konzerte – wie erwartet – in Minuten ausverkauft, insbesondere ärgert die Fans, dass nur wenig später massenweise Innenraumstehplätze zu weit überhöhten Preisen bei Internetauktionshäusern auftauchen. Auch der erste Vorverkauf in Europa beruhigt die Gemüter nicht. Die 5 Konzerte in Großbritannien sind wiederum in 2 Stunden ausverkauft und die Webseiten des Ticketanbieters Ticketmaster sind sowohl während des PreSales als auch während des regulären Vorverkaufs kaum zu erreichen. Tausende Fans gehen enttäuscht ohne Karten aus. Die Proteste der Fans werden derweilen immer lauter und auch immer mehr Medien nehmen die Geschichte auf. Die Band sieht sich schließlich gezwungen sich über U2.com offiziell bei den Fans und Mitgliedern zu entschuldigen und gelobt Besserung. Schlagzeuger Larry Mullen jr. bedauert es, dass ‚offenbar unsere Fans und Schwarzmarkthändler auf unserer eigenen Website um Tickets konkurriert haben!’ Tatsächlich tritt nun Besserung ein. Beim PreSale der zwei Dubliner Konzerte erhalten erstmals alle U2.com Mitglieder die gewünschten Karten. Auch bei den folgenden PreSales in Europa zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Schnelligkeit in der sich die Konzerte in den einzelnen Ländern ausverkaufen, eilt dennoch von Rekord zu Rekord. In Deutschland beginnt derweil am 1. Februar der Vorverkauf für die Fußballweltmeisterschaft 2006. Organisiert wird diese von Deutschlands führendem Ticketanbieter, der börsennotierten CTS Eventim AG. Trotz des riesigen Ansturms von 300.000 Vorbestellungen in den ersten Tagen, treten bei der Verarbeitung der Vorbestellungen keine Probleme auf. Kritik kommt nur von den Datenschützern, da bereits für die Vorbestellungen zahlreiche persönliche Daten abgefragt werden. Diese sollen später auf neuartigen RFID-Chips direkt auf den Eintrittskarten aufgespeichert werden. Erstmals werden Eintrittskarten somit personalisiert, fälschungssicher und für Schwarzmarkthändler unbrauchbar. Der Börsenkurs der CTS Eventim AG liegt zu diesem Zeitpunkt bei 20,82 €, 2 Euro höher als noch vor einem Monat. Vor einem Jahr hatte der Kurs noch bei 11,78 Euro gelegen. Hamburg, 04.02.2005, nachmittags In den Räumen des Projektmanagements der CTS Eventim AG an der Hamburger Süderstr. herrscht sicher ausgelassene Freude. So eben hat sich das Unternehmen mit dem Management von U2 in Dublin und Vertretern von Ticketmaster über die Eckdaten des U2-Vorverkaufs geeinigt. Demnach wird die CTS Eventim AG die U2 Tickets exklusiv in Deutschland über ihre 1200 Vorverkaufsstellen und ihre Internetportale eventim.de und getgo.de vertreiben dürfen. Zudem wird auch der PreSale in Kooperation mit Ticketmaster über eventim.de abgewickelt. Als Beginn des PreSales wird der 7.2.2005, 11 Uhr, festgelegt. Der reguläre Vorverkauf soll dann am 12.2., 9 Uhr, beginnen. Deutschland, 07.02.2005, 11 Uhr Pünktlich um 11 Uhr morgens beginnt der PreSale für die drei Deutschlandkonzerte von U2. Bereits frühzeitig zeichnet sich ab, dass die Nachfrage für die Konzerte in Gelsenkirchen, Berlin und München höher ist als ursprünglich von CTS Eventim erwartet. Offenbar nutzen nicht nur deutsche U2.com Mitglieder diesen PreSale, sondern auch viele aus den Nachbarländern wie Belgien, den Niederlanden sowie der Tschechischen Republik und Ungarn. Dennoch verläuft der PreSale unproblematisch: die Vorverkaufsseiten im Internet laden schnell und die Transaktionen werden wir gewünscht abgeschlossen. Klein-Machnow bei Berlin, 07.02.2005, 21.54 Uhr Über das Internetauktionshaus eBay werden seit dem 2. Februar 30 Innenraumkarten für das U2-Konzert in Berlin angeboten. Der Stückpreis zum Sofortkauf beträgt 111.- Euro und ist damit doppelt so hoch wie der reguläre Kartenpreis. Der Anbieter gibt an über ausgezeichnete Kontakte zu Vorverkaufsstellen zu verfügen und die Tickets am 12.2. garantiert zu erhalten. Die 50 Tickets werden bis zum Auktionsende komplett verkauft, der Anbieter erhält für diese Auktion ausnahmslose positive Bewertungen. Bereits eine Woche vorher wurden 50 Innenraumstehplatzkarten für Gelsenkirchen zum Stückpreis von 140.- Euro von der Firma Ti** & T*** GmbH in Ludwigshafen über eBay angeboten und verkauft. Frankfurt, 10.02.2005, 14 Uhr Der Veranstalter der deutschen U2-Konzerte, die noch junge Firma Wizard-Promotion, veröffentlicht eine Pressemitteilung nach der der Vorverkauf am 12.2. pünktlich um 9 Uhr in ganz Deutschland beginnen werde. Das Promoter Urgestein Ossy Hoppe hatte Wizard-Promotion erst kürzlich gegründet und U2 ist das erste Riesenprojekt in dieser Firma. Erfahrung mit der Band hat Hoppe aber bereits seit Jahren: bereits die Elevation-Tour von U2 wurde im Jahre 2001 von seiner damaligen Firma Coco-Tours veranstaltet. Hoppe gibt sich in einem Exklusivinterview gegenüber der Musikwoche an diesem Donnerstag siegesgewiss: auch in Deutschland werde der Vorverkauf alle Rekorde brechen. Berlin, Linz, Saarbrücken, Stuttgart, 10.02.2005, 20 Uhr Die Mitarbeiter der größten deutschen U2-Fanseite U2tour.de tragen die Ergebnisse ihrer Recherchen über den bevorstehenden regulären Vorverkauf der deutschen U2-Konzerte zusammen. Tagelang hatten sie immer wieder mit Mitarbeitern von CTS Eventim, Wizard-Promotion und anderen Informationsquellen telefoniert. Jetzt suchen sie nach sorgfältigen Formulierungen um den über 15.000 Newsletter-Abonnenten die Angst zu nehmen, dass sie keine Tickets bekommen werden. Sie geben die erhaltene Information, dass der Vorverkauf am Samstag um 9 Uhr starten werde ebenso weiter, wie die Zusage, dass auf den Seiten von eventim.de und getgo.de eine Saalplanbuchung zur genauen Auswahl der Sitzplätze möglich sein wird. Deutschland, 11.02.2005, 10 Uhr Hunderte deutsche Tageszeitungen drucken die Pressemitteilung von Wizard-Promotion. So informieren u.a. sowohl die Berliner Zeitung als auch der Pirmasenser Anzeiger ihre Leser darüber, dass nur der Versuch am kommenden Tag pünktlich um 9 Uhr U2-Karten zu erwerben von Erfolg gekrönt sein wird. Als Beispiel wird das U2-Konzert in Wien angeführt: dort waren die 40.000 Tickets in 55 Minuten ausverkauft worden. In Berlin und Brandenburg bringt der Radiosender ‚RadioEins’ die Meldung sogar stündlich in seinen regulären Nachrichten. Hamburg, 11.02.2005, 13 Uhr Die Internetticketanbieter eventim.de und getgo.de versenden Newsletter, in welchen sie einen U2 Mitternachtspresale ankündigen. Angeblich geht dieser Newsletter an alle bestehenden Kunden der beiden Seiten. Tatsächlich ist jedoch kein System erkennbar: viele Kunden erhalten gar keinen Newsletter, andere dagegen gleich zwei. Der von Mitternacht bis 8 Uhr morgens dauernde PreSale ermöglicht jedem, der den Newsletter erhält, den Kauf von 2 U2-Tickets zum Normalpreis zuzüglich einer ungewöhnlich hohen Bearbeitungsgebühr von 19.50 Euro, die mit einem unspezifischen Mehraufwand erklärt wird. Zeitgleich wird in diesem Newsletter erstmals auf eine neue Uhrzeit für den Vorverkauf am kommenden Tag hingewiesen: dieser soll nun bereits um 8 Uhr, und damit eine Stunde früher als geplant, beginnen. Münster, 11.02.2005, 16 Uhr In dem kleinen Plattenladen von Günter* im Osten der Stadt geht alles sehr gemächlich zu. Günter kennt seine Kunden und weiß was sie gerne kaufen. Neben Platten verkauft er auch Konzertkarten. Sein Laden ist an das Computerticketsystem der CTS Eventim AG angeschlossen. Möchte einer seiner Kunden eine Konzertkarte erwerben, so gibt er dies in seinen Computer ein und kann Sekunden später das gewünschte Ticket ausdrucken. Günter hasst diese Karten: sie sehen alle gleich aus, unterscheiden sich eigentlich nur im Namen des aufgedruckten Künstlers und des Veranstaltungsortes. Gerne denkt er an die Zeit zurück, in welcher es noch individuell gestaltete Konzertkarten gab, die teilweise wahre Kunstwerke darstellten. Als das Telefon klingelt denkt Günter noch nicht an den bevorstehenden U2 Vorverkauf. Ein unbekannter Mann am anderen Ende der Leitung fragt ihn wie viele U2 Tickets er denn morgen bekommen werde. Das könne er noch nicht sagen, beantwortet Günter wahrheitsgemäß. Okay, sagt der Mann am anderen Ende, ich kaufe alle, die sie morgen aus dem Computer bekommen – und lege noch etwas in bar drauf. Günter lehnt das Angebot entrüstet ab und wundert sich: ein solches Angebot war ihm bis dato noch nie untergekommen. Berlin, 11.02.2005, 18 Uhr Gegenüber den Mitarbeitern von U2tour.de bestätigt CTS Eventim die neue Uhrzeit. Zudem wird verbreitet, dass der zuvor ausgesandte Newsletter personalisiert sei und somit nur vom Empfänger zum Kauf von Karten im Rahmen des Mitternachtspresales genutzt werden könne. Zudem wird darauf aufmerksam gemacht, dass auch im Rahmen des regulären Vorverkaufs am Samstag maximal 4 Tickets pro Haushalt für die drei Konzerte gekauft werden könnten. Wizard-Promotion beharrt indes auf 9 Uhr als Starttermin für den Vorverkauf. Die U2tour.de-Mitarbeiter beschließen dennoch einen Sondernewsletter zu verfassen, um auf die mögliche neue Uhrzeit hinzuweisen. Berlin, Linz, Saarbrücken, Stuttgart, 11.02.2005, 20 Uhr Nachdem in den letzten Tagen die täglichen Hits auf U2tour.de die Zahl von 1,5 Millionen überschritten hat, bereiten sich die Mitarbeiter auf den kommenden Ansturm vor. Sie programmieren sogenannte Mirror-Seiten, um den Verkehr auf mehrere Internetseiten, die alle komplett gleich aussehen, zu verteilen. Die Ticketlinks, die sie ab morgen früh anbieten werden, führen zu eventim.de und getgo.de. Dort hatte man ihnen versichert, dass die Server der CTS Eventim AG dem Ansturm gewachsen seien. ‚Vielleicht ruckeln sie am Anfang ganz kurz, aber dann werden sie schnell normal laufen’, hatte ihr Ansprechpartner bei CTS Eventim gesagt. Schließlich wurden ja schon die Vorbestellungen zur Fußballweltmeisterschaft problemlos abgewickelt. Zudem stelle sich ja auch die betriebswirtschaftliche Frage ob der Kauf eines zusätzlichen Servers zum Abfangen des erhöhten Ansturms sich rechnen würde. Die Tickets verkaufen sich eh früher oder später. Gelsenkirchen, Berlin, München, 11.02.2005, 22 Uhr Vor einigen Vorverkaufsstellen machen es sich hartgesonnene U2-Fans für die Nacht bequem. Sie wollen am kommenden Tag die ersten sein, die die heißbegehrten Karten in Empfang nehmen wollen. Die meisten dieser Vorverkaufstellen öffnen um 9 oder 9.30 Uhr. Die wartenden wissen weder, dass der Vorverkauf auf 8 Uhr vorverlegt wurde noch dass pro normaler Vorverkaufsstelle nur 100 Tickets verkauft werden. Einzig die zentralen Vorverkaufstellen wie KoKa36 in Berlin oder Münchenticket in der bayerischen Landeshauptstadt erhalten rund 5.000 Tickets. In Gelsenkirchen regnet es die ganze Nacht durch, aber die Wartenden sprechen sich gegenseitig Mut zu. Hamburg, 12.02.2005, 0 Uhr Der Mitternachtspresale über die Webseiten von getgo.de und eventim.de beginnt. In der ersten guten halben Stunde sind die Seiten der beiden Anbieter nur schwer erreichbar, die Server leiden unter diesem ersten Ansturm. Später läuft dieser PreSale aber ebenfalls reibungslos ab. Vielen U2-Fans ist die erhöhte Bearbeitungsgebühr von 19,50 Euro egal: ‚Hauptsache ich habe Tickets’ lautet das Credo. New Jersey, USA, 12.02.2005, 0.45 Uhr Der Internetprovider HostRocket schaltet die Domain U2-Forum.de, hinter der sich das größte deutschsprachige Diskussionsforum von U2-Fans verbirgt, ab. Die Techniker von HostRocket befürchten eine Spam-Attacke, da sich die Zahl der Zugriffe auf die Domain innerhalb der letzten Minuten verhundertfacht hat. Die Betreiber des Forums, wiederum U2tour.de, bewegen in den kommenden Stunden die Techniker in zahlreichen Telefonaten dazu das Diskussionsforum schnellstmöglich auf einen neuen Server zu transferieren. Zeitgleich programmieren die U2tour.de Mitarbeiter ihre Mirror-Seiten nochmals um, da sie nach dem PreSale noch höhere Zugriffsraten während des regulären Vorverkaufs erwarten. Gegen 7 Uhr morgens haben die Techniker von HostRocket schließlich das Diskussionsforum auf einen neuen Server transferiert. Es kann wieder genutzt werden. Hamburg, 12.02.2005, 8 Uhr Der Ansturm auf die Internetseiten beginnt. U2tour.de wird bis zum Ende des Tages weit über 7 Millionen Hits verzeichnen. Trotz der Mirror-Seiten ist der Internetauftritt immer wieder minutenlang nicht erreichbar. Nicht anders ergeht es eventim.de und getgo.de: ab 8 Uhr sind zwar ausschließlich Karten für das Berlin-Konzert erhältlich, aber bereits jetzt arbeiten die Server nur noch äußerst langsam. U2tour.de verzeichnet innerhalb der ersten Stunde nicht einmal 100 Ticketverkäufe, die Kunden können die Transaktionen auf Grund der Serverprobleme bei eventim und getgo einfach nicht abschließen. Bremen, 12.02.2005, 9 Uhr Um 9 Uhr gehen auch die Tickets für die U2-Konzerte in Gelsenkirchen und München in den Vorverkauf. Gleichzeitig öffnen die ersten Vorverkaufsstellen ihre Türen und lassen die frierenden und durchnässten Fans ein. Was nun passiert ist einzigartig in der Geschichte des modernen Ticketverkaufs in Deutschland: die gleichzeitigen massiven Anfragen über das Internet und durch die Vorverkaufstellen lassen den zentralen Hauptserver von CTS zusammenbrechen. Ab kurz nach neun können in ganz Deutschland keine Tickets mehr gekauft werden. Der Ausfall dauert bis 10.22, erst jetzt spucken die Drucker in den Vorverkaufsstellen wieder Tickets aus. Wer es nur über das Internet versucht, wird kein Glück mehr haben. Erst schalten getgo und eventim ihre Server ab, dann heißt es ab 13 Uhr die Tickets seien ausverkauft. Auch per Telefon hat man zunächst kein Glück: die Hotlines sind erst überlastet und werden dann auch abgeschaltet. Die extra eingerichtete Hotline von U2tour.de kämpft ebenfalls mit Hunderten Anfragen beunruhigter Fans, die auf keinen Fall ohne Ticket ausgehen wollen. Doch auch die Mitarbeiter von U2tour.de haben zu diesem Zeitpunkt nur einen Rat: ‚Abwarten und immer wieder versuchen!’. Bereits um 11.30 Uhr meldet Wizard-Promotion dann den Ausverkauf aller 190.000 U2-Tickets – natürlich ein neuer Rekord. Dennoch werden ab nachmittags telefonisch – insbesondere auch über CTS Eventim – noch massenhaft U2 Tickets verkauft. Allerdings keine Innenraumstehplatzkarten mehr. Klein-Machnow bei Berlin, 12.02.2005, 11 Uhr Massenweise werden neue Angebote bei Onlineauktionshäusern wie eBay zum Begriff ‚U2 Tickets’ eingestellt. So schnell wie die Tickets bei den Vorverkaufstellen verkauft werden, landen sie auch – teilweise in hoher Stückzahl – bei eBay. 500 Auktionen sind es bis zum Abend. Für teilweise über 350 Euro pro Stück werden die Karten noch am gleichen Tag verkauft. New Jersey, 13.02.2005, 16 Uhr Im U2-Forum werden nun in großen Mengen immer neue Links gepostet, unter denen noch Restkarten zum Originalpreis verkauft werden. Immer wieder bricht der Server unter der Last der Hunderten neuer Einträge zusammen, bis HostRocket den Server ein weiteres Mal sperrt. Dennoch gelingt es vielen Fans noch Tickets zum Originalpreis zu bestellen – meist sind es aber nur noch minderwertige Sitzplatzkarten. CTS Eventim verkündet nun endgültig über keine Kontingente zu verfügen. Hamburg, 14.02.2005, 11 Uhr CTS Eventim macht auch die letzten Hoffnungen offiziell zu Nichte: es gibt keine Tickets mehr. Auch Kunden, die auf Grund technischer Probleme bei CTS Eventim leer ausgegangen sind, werden keine Tickets angeboten. Sie seien restlos ausverkauft, man könne keinen Ersatz anbieten. Der Aktienkurs des Unternehmens liegt am Abend in Frankfurt bei 24,09 Euro. München, 14.02.2005, 19 Uhr Die eBay Auktion von Tick***fi endet. Er hat 40 Innenraumstehplatzkarten für das Konzert in München zum Stückpreis von 149 Euro verkauft. Sein Reingewinn allein bei dieser Auktion liegt bei über unversteuerten 2800 Euro. Noch besser ergeht es dem Anbieter 3****ins, der 50 Innenraumstehplatzkarten für Berlin zum Stückpreis von 199 Euro versteigert. Hamburg, 15.02.2005, 10 Uhr Auf den Webseiten von getgo.de und eventim.de tauchen plötzlich Reisepakete zu den U2-Konzerten auf. Sie bestehen aus Übernachtungen und Eintrittskarten zu den Konzerten. Für alle drei Konzerte sind diese Reisen buchbar und für alle drei Konzerte werden im Rahmen dieser Pakete die besten Karten angeboten. Damit sind nun sowohl Innenraumstehplatzkarten als auch die besten Sitzplätze plötzlich wieder verfügbar. Auch im Rahmen der vorläufigen Bilanzveröffentlichung der CTS Eventim AG findet dies Erwähnung. Der Aktienkurs an diesem Abend liegt bei 25,50 Euro. Am Tag darauf wird er bei 28,59 Euro schließen. Wer dachte, dass diese Geschichte hiermit enden würde, sah sich in den nächsten Wochen wieder einmal getäuscht. Über Wochen hinweg tauchten immer wieder Restkarten bei eventim.de und getgo.de, die mal offiziell von den Portalen beworben - mal nur über Fanseiten, gekauft werden konnte. Nach Berechnungen von U2tour.de sind nach dem offiziell verkündeten Ausverkauf, der vom Promoter Wizard Promotion bekannt gegeben wurde, noch einmal zwischen 20.000 und 35.000 Tickets in den freien Verkauf gelangt. Als Begründung wurden Rückläufer aus den Vorverkaufsstellen angegeben, welche dies wiederum für abwegig erachten. Realistischerweise wurden wohl absichtlich Tickets zum VVK-Start zurückgehalten, um zum Einen einen schnellen Ausverkauf vermelden zu können und zudem um Kapazitäten freizuhalten (z.B. für EventReisen). Erfreulich daran war im Endeffekt jedoch nur, dass die wirklichen Fans – und eben nur zum Teil die Schwarzmarkthändler – Zugriff auf diese Tickets erhielten, da sie von den U2 Fanseiten zum Teil exklusiv über diese Vorverkäufe informiert wurden. Die Allgemeinheit wusste jedoch meist nichts von diesen Tickets und ging leer aus. Für sie galt seit dem 12.02.2005: die U2-Konzerte in Deutschland sind ausverkauft! Ob und in wie weit dies die Entscheidung des Promoters, von CTS Eventim oder gar von U2 selbst war, darüber kann nur spekuliert werden. Für uns Fans bleibt im Rückblick die wiederholt gepriesene Prämisse ‚Ruhe bewahren, jeder bekommt Tickets!’ mehr als nur gültig. Jeder, der zu den U2-Konzerten wollte, hatte die Möglichkeit Tickets zum Originalpreis und für alle Kategorien zu erwerben. Nur wer in Panik verfiel, bezahlte im Zweifelsfall horrende Preise. Zudem hat sich die Gemeinschaft der U2-Fans wieder einmal bewährt, die immer wieder hilfreiche Hinweise auf Tickets gab oder sich aktiv am fairen Tausch bzw. Kauf und Verkauf beteiligte. Und wer ganz viel Geduld hatte, der konnte auch echte Schnäppchen schlagen: beim U2-Konzert in Berlin wurden selbst Innenraum-Tickets vor dem Olympiastadion verschenkt, da einfach ein riesiges Überangebot bestand. Interessant wird sein wie die Band selbst in Zukunft dafür sorgen wird, dass ihre Fans die besten Tickets zum Originalpreis erhalten können. Laut U2.com wird an einer Lösung gearbeitet – ich bin gespannt! Björn Lampe * Die mit Sternen gekennzeichneten Namen wurden verändert. In unserer neuen Rubrik Beyond The Edge veröffentlichen wir Beiträge, die über den reinen U2-News-Horizont hinausgehen. In loser Folge verfassen Mitarbeiter und Freunde von U2tour.de ihre Gedanken in Form einer Kolumne. Die Kommentare sind natürlich sehr subjektiv und persönlich und müssen sich nicht mit der Meinung von U2tour.de decken. Vielmehr sollen sie zum Nachdenken anregen.

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