U2 - Zoo TV Live From Sydney

Lange haben wir gewartet, nun ist es endlich soweit. Wir halten die erste Promo zur neuen alten U2 DVD Zoo TV Live From Sydney (Popup LinkCover) in den Händen. Vorbei ist die Zeit, wo man sich mit abgenudelten und teilweise verpixelten VHS-Kassetten abkämpfen musste. Aus vielen Wohnzimmern sind die VHS-Player schon lange verschwunden, oft wurde daher auf illegale Kopien der VHS auf DVD zurückgegriffen, welche man aus dem Internet herunterladen konnte. Schon seit Jahren geistern Gerüchte durch das Internet, dass die Show aus dem Jahre 1993 überarbeitet werden soll, um dann auf DVD zu erscheinen. Doch die Fans wurden immer wieder enttäuscht. Den Ankündigungen folgte langes Warten, weitere Ankündigungen zum Release im Rahmen einer U2 DVD-Box, doch bald wieder Dementis, oder die DVD ist einfach aus den Release-Listen der Plattenfirmen verschwunden. Doch nun hat das alles ein Ende, die neu überarbeitete U2 DVD erscheint am 15. September 2006 in den meisten Ländern Europas, am 18. bzw. 19. September weltweit.
Alle allgemeinen Infos (Tracklist etc.) zur DVD in Kurzform findet ihr in unserem DVD-Special.

Verpackung

Die DVD erscheint in 2 Varianten: Einzel- und Doppel-DVD. Auf der Einzel-DVD ist nur das Konzert, keinerlei Specials oder Bonus-Features sind hier enthalten, welche sich alle auf DVD 2 befinden. Über die Art der Verpackung, ob im CD-Case oder Digi-Pack, kann derzeit noch keine Aussage getroffen werden, da für das Review lediglich die Promo-CDs vorliegen. Weitere Infos zur Verpackung folgen später.

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Inhalt

Der Inhalt der DVD entspricht exakt dem des gleichnamigen VHS-Videos "ZOO TV LIVE FROM SYDNEY", welche im Mai 1994 erschienen ist. Es handelt sich dabei um das Konzert vom 27. November 1993, welches Teil des Leg 5 der ZooTV-Tour (Zoomerang) war. Am Abend zuvor war das einzige Konzert in der Geschichte von U2, welches nicht alle 4 Bandmitglieder bestritten hatten. Basstechniker Stuart Morgan vertrat an diesem Abend Adam.

Auch bei dieser DVD ist wieder positiv anzumerken, dass das Konzert sofort nach Einlegen in den DVD-Player startet. Im Menü können die Optionen für den Sound ausgewählt, sowie die Tracks einzeln angesteuert werden.

Leider fehlt auch auf dieser Version der Song 'Tryin' To Throw Your Arms Around The World', welcher wohl auf Grund eines Verstoßes gegen das Jugendschutzgesetz und der Angst vor etwaigen Klagen, herausgeschnitten werden musste.

Konzert

Das Konzert ist wohl allen U2 Fans hinlänglich bekannt. Daher ersparen wir uns eine genaue Diskussion über die Show, und haben lediglich ein paar Punkte anzumerken:

» Uns fällt auf, dass wir seit dieser tollen Zeit verdammte 13 Jahre älter geworden sind!
» Bono hatte wohl damals einen gut dotierten Vertrag mit einer Haarspray und –gel-Firma
» Adam irgendwie sehr blond war und Larry dringend zum Frisör hätte sollen
» Eigentlich eher Edge mit der Bauchtänzerin tanzen hätte sollen, immerhin haben die beiden 2002 geheiratet (News)
» Es ist schön zu sehen, dass damals nicht jeder im Innenraum mit einem Handy oder DigiCam herumfuchtelte
» Bono konnte damals noch ohne jegliche Probleme sehr(!) hoch singen
» Streets aus damals in rot begann und mit dem Ausleuchten der Menge forgesetzt wurde. Manche Dinge sollte man halt nie ändern!
» Das ZooTV-Intro und der Auftritt von Bono in diesem wohl das Beste jemals war
» Im Gegensatz zu einigen VHS-Versionen aus Deutschland in dieser Version die brennenden Swastikas nicht verpixelt sind.

Bild

Eines vorweg: Die DVD wurde zur VHS-Version nicht umgeschnitten. Dies zeigt der direkte Vergleich einer digitalisierten VHS-Version zur aktuellen DVD. Links auf den Photos ist das Bild der DVD zu sehen, rechts die digitalisierte VHS-Version. Es wurden keine neuen Einstellungen bzw. überhaupt neue Schnitte gemacht. Es handelt sich von den Einstellungen und Schnitten her 1:1 um die VHS Version.

Natürlich wurde an der Bildqualität sehr stark gearbeitet. Wie auch die VHS-Version liegt die DVD-Version im nicht mehr ganz aktuellen 4:3 Format vor. Aber das tut auch das originale Filmmaterial. Daher hätte es wenig Sinn gemacht, das Bild auf 16:9 zu beschneiden, auch wenn heutzutage so ziemlich alles, was Musik-DVDs angeht, in 16:9 gefilmt und auf DVD gebannt wird.

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Die Farben sind in dieser Fassung wesentlich kräftiger. Manchmal erscheint aber zu viel an der Helligkeit gedreht worden zu sein. So kann es schon vorkommen, dass ganze Flächen an den 4 Jungs, wenn sie von Scheinwerfen angestrahlt werden, stellenweise in einem Matsch aus einer Farbe enden. Im Gegensatz zur digitalisierten VHS-Version sind hier natürlich fast keine Interlacing Fehler zu sehen.

Die Datenrate ist durchgehend sehr hoch. So bewegt sich diese meist zwischen 5000 und 7000 kBit/s, was rechts anständig ist. Und so können auch auf großen Bildschirmen wesentlich weniger Verpixelungen wahrgenommen werden, wie z.B. auf der Vertigo DVD. Hier sind aber bei genauen Hinsehen manchmal Kantenunschärfen zu erkennen.

Generell kann man sagen, dass die bildliche Umsetzung sehr gut gelungen ist. Wenn man miteinbezieht, dass das Original-Material schon 13 Jahre alt ist, d.h. bei der Aufzeichnung die Technik bei weitem noch nicht auf dem Stand war, wo sie heute ist, muss man auf den ersten Blick mit der Umsetzung sehr zufrieden sein!

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Sound

Der Ton liegt in den Formaten Dolby Digital 2.0 (Linear PCM Sound), Dolby Digital 5.1 und DTS vor. Die DolbyDigital 5.1 Spur ist sauber abgemischt. Bonos Stimme ist sehr klar und deutlich über den Center zu vernehmen. Echos seiner Stimme kommen lediglich aus den beiden Boxen links und rechts. Ist The Edge als zweite Stimme dabei, ist diese auch nur aus den Boxen links und rechts zu hören, was einen tollen Raumklang ergibt. Die Instrumente sind klar und deutlich zu vernehmen, Larrys Cymbals sind sehr sauber und klar zu hören. Das Publikum kommt in den Pausen aus den 4 Boxen links und rechts. Die Abmischung der DTS-Spur ist wie üblich einen Deut leiser, vom Raumklang her aber gleich dem der DD-Spur.

Das ausführliches Sound-Review von unserem Sound-Guru Phaser gibt es hier zu lesen (klick).

DVD 2: Bonus Tracks, Documentaries & Extras

Vom neuen Inhalt her ist diese DVD wohl das interessantere Stück. Beim Einlegen in den DVD-Player begrüßt einen gleich ein animiertes Menü mit 'The Fly' als Hintergrundmusik. Hier hat man die Wahl zwischen den Bonus Tracks, Documentaries und den Extras. Die Documentaries sind auf englisch und teilweise deutsch mit Untertiteln in Englisch, Französisch, Spanisch, Deutsch und Portugiesisch. Das Bildformat ist 4:3, der Ton in Dolby Digital 2.0 vorhanden.

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Bonus Tracks:
'Tryin' To Throw Your Arms Around The World' (4:19) ist ein Zusammenschnitt vieler Konzerte von der ZooTV Tour. Zu diesem Song holte Bono ein(e) oder mehrere Zuschauer(innen) aus dem Publikum, um mit ihnen zu tanzen, eine Flasche Champagner zu öffnen, und diese dann mit ihnen zu trinken. Nebenbei durfte der meist weibliche Zuschauer Bono & Co mit einer Video-Cam filmen, was auch live auf die Bildschirme übertragen wurde. Dieser Track wurde aus dem Konzert-Video geschnitten, weil es sich bei der Dame auf der Bühne in Sydney wohl um eine Minderjährige handelte.

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Bonus Track 2 ist 'Desire' (5:18) aus dem bekannten 'Zoo TV Special' aus dem Yankee Stadium in New York, welches für die Promotion der ZooTV-Tour gedreht wurde. Hier hat wohl die amerikanische Zensur zugeschlagen. Als Bono im silbernen Anzug das Publikum mit "You know somethin’? You’re fucking beautiful" begrüßt, ist über dem f-Wort ein Piepston zu hören.

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'The Fly' (4:37) und 'Even Better Than The Real Thing' (4:23) sind Aufnahmen vom Stop Sellafield Concert am 19. Juni 1992 in Manchester. Die beiden Songs wurden vor kurzem erst auf der Single von ‘City Of Blinding Lights’ veröffentlicht. 'The Fly' ist mit den berühmten Sprüchen überlagert, die während der ZooTV Konzerte auf allen Monitoren aufgeblitzt sind. 'Even Better Than The Real Thing' ist mit Bildern aus Atomversuchen und Nachrichten gegen die Atomkraft und die Wiederaufbereitungsanlage Sellafield gemischt.

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Documentaries:
'A Fistful of Zoo TV' (7:50) ist ein Zusammenschnitt verschiedener Szenen aus der ZooTV Zeit. In einem Laufband wird man über die verwendeten Materialien zum Aufbau der Bühne, PA-Anlage etc. informiert. Es sind sehr kurz einige Phoncalls von Mr. MacPhisto zu sehen, sowie eine Andeutung zu den sog. ZooTV Confessionals, welche sich auch als Extra auf der DVD 2 befinden.

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Zoo TV / The Inside Story (4:11)
Brian Eno und The Edge erklären die Idee von ZooTV, welche sich aus dem Video zu 'The Fly' entwickelte.

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Trabantland (7:45)
Ist die Geschichte über den Trabbie und wie U2 zu ihm gekommen sind. Es kommen Paul McGuinness, Anton Corbijn, Bono u.v.m. zu Wort. Paul McGuinness erklärt den Aufbau des Trabbie, eine Szene zeigt, wie Larry in Kontakt mit der deutschen Polizei kommt, welche, standesgemäß, in einem Trabant anrückt. Verschiedenste Modelle des Trabant kamen in Videos und v.a. in der Indoor-Variante der Show zum Einsatz.

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Extras::
Bei Video Confessional (5:14) stehen auch Untertitel in allen Sprachen (siehe oben) zur Verfügung. 'Video Confessional' bedeutet 'Video Beichtstuhl'. Dieser befand sich im Innenraum bei den Zusehern, die dort ihre Beichte ablegen konnten, welche dann zusammen geschnitten, und während einer Showpause über die Videowalls wiedergegeben wurden. In diesen knapp fünf Minuten kommen Leute aus aller Welt zum Wort. Auf jeden Fall witzig und daher sehenswert.

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Numb Karaoke (4:13)
Hier gibt es eine spezielle Version des 'Numb Video Remix' zum Mitsingen. Es fehlt die Stimme von The Edge, der Background von Bono ist zu hören, für den Rest hat der gute U2-Fan selber zu sorgen. Der Text wird in bekannter Karaoke Manier unten eingeblendet und eingefärbt.

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DVD-Rom:
Legt man die DVD 2 in den PC oder Mac ein, bekommt man Zugriff auf die CD-Rom Extras. Hier befinden sich 2 Bildschirmschoner und 4 Hintergrundbilder für verschiedene Bildschirmgrößen. Leider gibt es keinen Bildschirmschoner, wie er in guten alten Zeiten selberprogrammiert auf vielen PCs der Welt finden war, auf welchem die Wörter und Sätze von den Screens der ZooTV Show enthalten waren.

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Easter-Eggs: Auf der Promo DVD befinden sich 3 Easter Eggs. Leider ist uns noch nicht bekannt, wie man auf einem normalen DVD-Player auf diese versteckten Videos zugreifen kann. Bisher sind in den Menüs 2 Punkte bekannt, mit denen man in ein weiteres Menü ('Abort') kommt.

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Unter den Easter Eggs ist die 24-minütige Dokumentation über die Geschichte von U2, welche auf der VHS Kassette "Achtung Baby - The Videos, the cameos and a whole lot of interference from ZOO TV" unter dem Namen 'Interference' zu finden ist. Des Weiteren ist da noch ein Video mit der Länge von 1:15 enthalten, welches Bilder zum Thema Atombomben und Krieg beinhaltet. Interessant ist auch der dritte Teil. Das Video (Länge 4:16) zeigt den Aufbau der ZooTV Indoor-Bühne in Zeitraffer, das Konzert, sowie den Abbau derselben.

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Fazit der Bonus-DVD:
Vieles aus dieser DVD wird dem emsigen U2-Sammler schon bekannt sein. Alles ist schon mal irgendwo und irgendwann im TV gelaufen. Viele werden auch wesentlich mehr Bonus-Material aus ZooTV Zeiten gesammelt haben, als hier zu sehen ist. Doch wollen wir hier mal nicht knauserig sein und sind froh, dass dies endlich mal in halbwegs anständiger Qualität auf DVD offiziell erhältlich ist, und wir nicht mehr auf die veralteten VHS-Kassetten zurückgreifen müssen. Die Easter-Eggs werten die DVD nochmal auf. Die Tatsache, dass nun auch die Doku 'Interference' auf der DVD ist, rundet diese sehr schön ab. Obwohl man sich schon fragen muss, warum einem der Zugang zu dieser Doku so schwer gemacht wird?

Technische Infos

Die Datenrate der Konzert-DVD ist durchgehend sehr hoch (zwischen 5000 und 7000 kBit/s), die DVD wurde platzmäßig recht gut ausgenützt, um maximale Bildqualität zu erhalten. Der Ton liegt in den Formaten Dolby Digital 2.0 (Linear PCM Sound, 1320MB), Dolby Digital 5.1 (377MB) und DTS (649MB) vor.

Detailliertes Sound Review (by Phaser)

Die dringlichste Frage zu Beginn ist an dieser Stelle sicherlich: Wurde hier bei dem Transfer auf Mehrkanalton der Sound verbessert oder verschlimmbessert? Wurde hier schnell und lieblos etwas hingerotzt, um es mit möglichst minimalem Aufwand auf ein digitales Medium zu transferieren? Die Antwort nehme ich vorweg: Nein! Wartet ab, bis ihr die DVD selbst in den Händen halten könnt, denn es lohnt sich wirklich!

Wie bereits aus dem ersten Review bekannt, enthält die DVD neben der üblichen Dolby Digital 5.1 Spur (DD 5.1) jeweils auch eine unkomprimierte Stereoversion (PCM) und eine hochwertige DTS-Mehrkanal-Spur (DTS). Vom Verfahren her bringt DTS im Vergleich zu DD 5.1 von Haus aus eine geringere Kompression, eine höhere Datenrate und insgesamt mehr Dynamik mit. Zudem wird hier auch nicht - wie bei DD 5.1 leider üblich - der Bass einzig mit dem Zweck minderwertige HiFi-Anlagen auszugleichen künstlich aufgebohrt. Dies erspart dem Zuhörer einen nervtötenden (weil unnatürlichen) Bumm-Bumm-Bass billigster Art. Der Nachbar wird es einem zudem wohl auch danken.

Da wir es hier mit 13 Jahre altem Material zu tun haben, ist es umso bewundernswerter, dass es den Produzenten durch Einsatz neuerer Masteringtechnologie gelungen ist, die Aufnahme klanglich noch weiter zu verbessern. Immerhin trennt dieses Konzert von heutigen Aufnahmen ein paar Welten hinsichtlich der eingesetzten Aufnahmetechnologie. Was damals State-of-the-Art in Sachen Live-Recording war, ist heute mehr oder weniger mit jedem besseren Supermarkt-PC möglich. Käufern dieser DVD sollte also von Beginn an klar sein: Hier darf man nicht überkritisch an die Beurteilung des Klangs herangehen und Sound wie bei Pink Floyd erwarten. Skeptiker können aber beruhigt sein, denn entscheidend ist ja immer die Qualität der eingesetzten Wandler (und die waren auch damals schon klasse).

Die ursprüngliche Aufnahme ist schon sehr hochwertig, die neue DVD ergänzt dies nun aber endlich auch durch einen wirklich hervorragend gelungenen Surround-Sound. Man hat sich hier wirklich Mühe gegeben ein ordentliches Re-Release zu veröffentlichen und nicht einfach nur altes Material mit minimalem Aufwand auf ein digitales Medium zu transferieren (wie z. B. bei der lieblos dahingerotzen 'Dire Straits - On the night' in kläglichem Dolby Digital 2.0 leider der Fall war). Die DTS-Spur ist dabei besonders gelungen. Instrumente klingen hier ausgesprochen natürlich, sehr transparent und die einzelnen Lautsprecher sind stets harmonisch ausgesteuert und nicht zu leise (wie z. B. bei sehr vielen anderen Musik-DVDs). Besonders hervorzuheben sind die Drums von Larry. So muss ein Schlagzeug klingen (Lars Ulrich bitte aufpassen!).

Schon beim Intro von 'ZooTV - Live from Sydney' hat man bereits das Gefühl selbst im Stadion zu stehen und förmlich von der Couch gebeamed zu werden. 'The Fly' legt dann fünf Minuten später aber noch richtig einen drauf. Vom der Natürlichkeit des Raumklangs klingt allerdings meine bisherige persönliche Referenz ('Depeche Mode – Live from Paris, Exciter Tour') doch noch geringfügig besser. Dies liegt aber im Wesentlichen nur an den oberen Frequenzen der Publikumsmikrophone (welche nicht am Mischpult später auf Kosten der Authentizität wegproduziert wurden).

Seien wir aber dankbar, es hätte auch schlimmer kommen können, wenn man sich die sterile und vom Sound inkonsistente Produktion der 'Elevation Tour – Live from Boston' noch mal vor Auge hält. Diese DVD stellt die Boston-DVD in punkto Natürlichkeit regelrecht in den Schatten. Die Bässe beeindrucken eigentlich bei jedem Song. Sie sind stets transparent und knackig gemischt und daher ausgesprochen differenziert. Daher bietet es sich an zu Hause auch mal richtig aufzudrehen, ohne mit ätzende Mitten und wummsige Bässe gefoltert zu werden. Im Grunde ist es ja ganz einfach, dennoch aber vielfach falsch gemacht: Echten Bass muss man nicht hören, echten Bass muss man fühlen. Für ein sauberes Klangbild sind auch nicht zwingend amerikanische Lautsprecher - welche für schnellen Attack und somit stramme Bässe bekannt sind - notwendig. Hier gibt es kein subtiles Bassgewabber, sondern eine anständige Kickdrum mit Attack. Daher macht die Aufnahme auch auf englischen Lautsprechern - mit traditionell eher weichen Bässen und daher langsamen Attack - eine gute Figur.

'Zoo Station' kommt ebenso rotzig und krachig wie damals live im Stadion daher. Dank der DTS-Spur klingen Bassdrum und die Toms absolut authentisch und niemals künstlich oder steril. Ganz klar, hier hat sich das Produzententeam wirklich ein Extralob verdient. Der räumliche Klang der gesamten Instrumente beeindruckt. Jedes Instrument und auch zweite Stimmen sind zu dem Zeitpunkt glasklar zu hören. Auch Bonos Stimme liegt stets sehr gut auszumachen auf dem Center. Einspielungen der Videoanimationen sind überwiegend durch die hinteren Lautsprecher zu hören und erzeugen so einen echten Stadionsound. Die Gitarren sind dabei immer natürlich und auch die dem Laien oft unangenehmen oberen Mitten bei 2,5 KHz – welche aber leider den typischen Edgesound ausmachen - wurden nicht wegproduziert. Es wurde Gott sei Dank auch darauf verzichtet, seltsame unpassende Lautstärkeanpassungen bei den Surround-Lautsprechern künstlich einzuspielen, nur um beispielsweise mit künstlichem Szenenapplaus Stimmung zu generieren. So bleibt der Klang stets natürlich und wirklich nicht überproduziert. Liebe Produzenten: Ein dickes Dankeschön! Euch hat das Konzert offensichtlich genauso gefallen wie uns, so dass ihr es nicht Verpfuschen wolltet.

Wer jetzt aber zu Hause eventuell enttäuscht ist, der sollte stets bedenken: Eine grundsätzliche Vorraussetzung für so ein Erlebnis ist natürlich ein hervorragender aktiver Subwoofer der Oberklasse (alles ab ca. 750 EUR), welcher auch echte Bässe unterhalb 50 Hz schafft. Dies ist bekanntermaßen eine Frage der Gehäusegröße und des Marketing-Datenblatts. Auch wenn immer wieder Supermarkt-Subwoofer mit echten 50 Hz beworben werden, können es die wenigsten (und die aus dem Kaufhaus schon gar nicht). Eine Sinuskurve mit 50 Hz schwingt so lange, dass sie das kleine Gehäuse von Billigsubwoofern bereits während der Hälfte seiner Amplitude schon verlassen hat. Somit 'kann' ein kleiner Subwoofer diese Frequenzen niemals abbilden. Wer also mit der 500 EUR Dolby Surround Komplettanlage und daherkommt und mit DD 5.1 auf der Suche nach dem audiophilen Erlebnis ist, der wird bei dieser DVD genauso wie auch bei anderen Produktionen enttäuscht werden. Leider muss man sich dann mit 'Live from Boston'-typischen (und unauthentischem) Billig-Bumms-Bumms-Bass abgeben. Dies ist dann aber kein Problem der 'ZooTV - Live from Sydney'-DVD, sondern das Problem von mangelhaftem HiFi-Equipment. Die DTS-Spur zeigt, dass es sehr wohl anders geht.

Bei 'Mysterious Ways' erkennt man im direkten Vergleich vielleicht am Besten, wo die Unterschiede zwischen den Aufnahmetechniken von 1993 und 2006 liegen (einfach mal selbst die Dynamik der Aufnahme im A/B-Vergleich mit zwei DVD-Playern mit der Vertigo-Version vergleichen). 'One' klingt herrlich und Edges `59 Gibson ES-330 perfekt authentisch. Bei 'New Years Day' wird jetzt der Piano-Part auch durch ein Slapback-Echo räumlich ergänzt – auf der VHS-Version ist dieses Echo nur schwer zu hören. Rechts hinten hört man somit subtil im Hintergrund ein Echo. Das Raumgefühl wird dadurch erneut verbessert. Am Wichtigsten ist aber sicherlich: das Piano ist überhaupt ordentlich abgemischt und gut zu hören. 'Numb' eröffnet dem U2-Experten zudem ganz neue Klangwelten: So gesellt sich zu Edges Flanger/Noisegate-Gitarre doch auf einmal ein mit bis dato völlig unbekannter tiefer Synthesizer-Ton. Dieser war der VHS-Version nicht zu entnehmen. Wurde hier doch wieder nachträglich was eingespielt um tieferen Bass zu auszugleichen (ähnlich wie die zweite Stimme von Edge während 'Staring at the sun' auf der Popheart-EP? Dieses Instrument ist jedenfalls für mich weder auf Bootlegs von 1993, noch auf der ursprünglichen VHS zu hören. Schon seltsam. Die DTS-Spur schafft es jedenfalls nahezu jedes Detail des Livesounds auch im Wohnzimmer abzubilden. Der Höhepunkt der Show stellt vom Backlinesound sicherlich der künstlerisch in jeder Hinsicht perfekte Zugabenteil dar. Wie auch bei der originalen VHS-Version, ändert sich auch hier leicht der Sound der Produktion. Aber keine Sorge, hier wird nichts schlechter - es klingt lediglich leicht anders. Bei 'Lemon' gibt es den für mich einzig negativen Punkt zu kritisieren: Edges Gitarre (bestehend aus einem Pitchshifter-Sound mit Tremolo und Noisegate) ist leider nur schwer zu hören. Ob es sich hier um eine Phasenauslöschung handelt? Aber sowohl auf der Dolby Digital wie auch bei DTS-Spur ist die Gitarre nur schwer im Gesamtbild auszumachen (für diejenigen, die verzweifelt suchen oder sich jetzt schon einen Termin beim Ohrenarzt holen möchten: Sie wurde stark nach rechts gepanned). Die Abmischung des Übergangs zu 'With Or Without You' und das anschließende 'Love Is Blindness' machen dieses kleine Manko aber locker wieder wett.

Fazit: Diese DVD-Produktion 'ZooTV - Live from Sydney' ist auf jeden Fall ausgesprochen gelungen und erfüllt höchste Anforderungen an den Sound – und dies, obwohl es sich hier um eine alte Aufnahme handelt. Der Kauf der DVD lohnt in jedem Fall – nicht nur für Sammler, sondern auch für den normalen Fan. Man bekommt einen hervorhangenden Surround-Sound und bei entsprechendem HiFi-Equipment kommt man zudem schon sehr nah an den realen Livesound der Band heran.

Abhörequipment:

Amp: NAD T760
DVD: NAD T531
Frontspeaker: 2 x JBL LX 800
Rearspeaker: 2 x JBL LX 800
Center: Philips 46PP9501
Subwoofer: Nubert AW-550 und PW-550


DVD Review von Reicht Didi, Sound Review by Phaser.

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