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U2 News » Bono Interview in der FAZ


(faz) Ein Jahr nach den "Live 8"-Konzerten zieht Bono eine gemischte Bilanz. Der Sänger der irischen Rockband U2 sprach mit der F.A.Z. über die Entwicklungshilfe in Afrika, den Kampf gegen Aids und die Erwartungen an Deutschland und seiner Kanzlerin, wenn das Land im nächsten Jahr die G-8-Staaten anführt und den EU-Vorsitz innehat. Thx an gumbyman für den Hinweis Und auf Spiegel.de wird das schon länger und auch bereits im U2-Forum.de diskutierte Video von George Bush angesprochen, in welchem er 'Sunday Bloody Sunday' "singt". Wer die Hintergründe des Songs noch nicht so kennt: Bitte lesen! (klick).

Vor einem Jahr fanden die "Live 8"- Konzerte zugunsten Afrikas statt. Was haben die vergangenen zwölf Monate gebracht? Es fällt mir schwer, mich nicht zu freuen. Sicherlich haben die G-8-Staaten und "Live 8" einiges erreicht. Zugleich fällt es mir aber auch schwer, nicht enttäuscht zu sein. Es gab zu viele verpaßte Gelegenheiten. Nur einige Beispiele: Der Schuldenerlaß, sowohl multi- als auch bilateral, für einige der ärmsten Länder war ein wichtiger Schritt. Deutschland sollte darauf besonders stolz sein. Ich war erst kürzlich in Afrika und konnte feststellen, daß alleine 15 Millionen Kinder mehr zur Schule gehen können, weil die reichen Länder damit begonnen haben, Schulden zu erlassen. Für mich ist das ein großer Ansporn. Andererseits sind die G-8-Zusagen bislang allenfalls zur Hälfte erfüllt worden: Es gibt immer noch 40 Millionen Kinder in Afrika, die in eine Grundschule gehen wollen und es nicht können. Und das ist ja eines der G-8-Versprechen, daß man allen Kindern auf der ganzen Welt den Besuch einer Grundschule ermöglichen will. Ich weiß, daß gerade das für Angela Merkel ein wichtiger Punkt ist: Erziehung als Mittel gegen Armut. Hatten Sie schon Gelegenheit, mit der deutschen Kanzlerin zu reden? Ich habe Angela Merkel nur kurz getroffen. Wir waren uns aber einig, bald ein längeres Gespräch zu führen. Beeindruckt hat sie mich schon kurz nach ihrer Wahl, als sie versprach, die Entwicklungshilfe bis 2015 auf 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts zu erhöhen. Ein altes und höhres Ziel der Weltgemeinschaft. Zur Zeit liegt die deutsche Quote bei etwa 0,3 Prozent. Natürlich braucht auch Angela Merkel erst einmal Zeit, um einen Plan zu entwickeln, wie das Ziel erreicht werden kann. Sie weiß aber, daß die Zeit abläuft. All diese Zusagen, etwa der G-8-Staaten, sind unverbindlich. Die Finanzierung ist im Grunde offen. Um ganz ehrlich zu sein: Auf die Zusagen einiger Länder geben wir nicht allzuviel. Mit Deutschland aber ist das anders, und gerade deswegen finden wir es wichtig, daß Berlin eine führende Rolle innerhalb der G 8 übernimmt: Deutschland macht keine Versprechungen, die es nicht halten kann. Sie haben eine gute Meinung von der neuen deutschen Regierung. Im Bericht von Data ("Debt Aids Trade Africa"), der in London unter anderen von Sir Bob Geldof veröffentlicht wurde, steht allerdings auch, daß Berlin allein in diesem Jahr seine Ausgaben für Afrika um rund 500 Millionen Euro erhöhen muß, um den vorgegebenen Zeitplan zur Erreichung der G-8-Ziele einhalten zu können. Rechnen Sie mit dem Geld noch in diesem Jahr? Nein. Es stimmt, Deutschland hinkt hinterher. Der Data-Bericht, den wir erstmals veröffentlicht haben, ist kritisch, auch für Deutschland. Doch es geht uns um mehr: Wir wollen mit ihm eine Art jährliches Innehalten erreichen, seine Veröffentlichung soll zu einem wichtigen Datum im Kalender werden. Der zweite Bericht erscheint, wenn Angela Merkel den Vorsitz der G8 innehat. Ja, und sie wird dann auch den Vorsitz der EU innehaben. Das wird für uns der entscheidende Moment sein. Vielleicht sollte ich das gar nicht sagen, aber unsere diesjährige Bilanz ist gar nicht so aussagekräftig. Erst das nächste Jahr wird letztlich für Klarheit sorgen, ob es den G-8-Staaten wirklich ernst ist. Auch weil zum Beispiel ein Teil der Gelder erst nach 18 Monaten fließt. Und was erwarten Sie? Die Politiker werden ihre Zusagen ernst nehmen, wenn diejenigen, die sie in ihre Ämter gewählt haben, sie ernst nehmen. Und das zeigt sich schon jetzt in Deutschland. Man spürt es. Das ist das Beste an Deutschland. Die Deutschen wollen etwas zum Guten wenden, das geht quer durch die Gesellschaft, von links nach rechts. Und wenn Deutschland die G 8 im nächsten Jahr auf diesem Weg führt, wird die Welt folgen. Sind Ihre Erwartungen an Deutschland nicht sehr hoch? Natürlich verstehen wir, daß Deutschland mit innenpolitischen Schwierigkeiten zu kämpfen hat. Aber Deutschland wird einfach gebraucht, und wir erhoffen uns sehr, sehr viel von Angela Merkel. Noch einmal ein Zitat aus dem Data-Bericht: Deutschland, so heißt es darin, trägt noch immer zuwenig zum Kampf gegen Aids bei. Deutschland beteiligt sich am Kampf gegen Aids über die von Berlin allgemein zugesagte Hilfe für Afrika - und die fällt in diesem Jahr, wie schon gesagt, nicht höher aus als im vergangenen Jahr. Wir würden uns natürlich mehr finanzielle Unterstützung wünschen, etwa über den "Global Fund to Fight Aids, Tuberculosis and Malaria". Gerade diese multilateral agierende Organisation bräuchte Deutschlands volle Unterstützung, auch weil die vielen bilateralen Programme der Deutschen so wenig international wahrgenommen werden. Ein Jahr nach Gleneagles scheint der britische Premierminister Tony Blair nicht besonders zufrieden mit seinen G-8-Kollegen zu sein. Darum hat er vor wenigen Tagen eine Art Kontrollorgan gegründet, in dem unter anderen UN-Generalsekretär Kofi Annan und Sir Bob Geldof sitzen. Wie sinnvoll ist so ein Gremium? Es ist notwendig, vor allem weil in ihm auch afrikanische Finanzminister vertreten sind. Oft wird unterschlagen, was die Afrikaner für sich selbst tun - eine ganze Menge nämlich. Wir müssen von ihnen lernen, wie und wo wir das Geld am besten ausgeben. Eine Zeitlang sank die Entwicklungshilfe, weil Vertrauen zerstört war, Vertrauen, daß die Hilfe an der richtigen Stelle ankam. Und während des Ost-West-Konflikts war Entwicklungshilfe ja ein politisches Instrument. Daraus entwickelte sich die Korruption in Afrika. Das aber hat sich grundlegend geändert. Inzwischen gibt es feine Mechanismen und Politiker in Afrika, mit denen wir der Korruption Herr werden können. Ich denke nur an die nigerianische Ministerin Ngozi Okonjo-Iweala, die zu Recht den Spitznamen "Corruption Cop" trägt. Es wäre schade, wenn wir und die G8 nun diese Chance, die sich bietet, ungenutzt verstreichen ließen. Insgesamt scheinen Sie ganz zufrieden? Ich bin eher nervös, daß wir es verderben könnten. Nein, nervös ist nicht das richtige Wort: Ich bin beunruhigt. Im vergangenen Jahr wurden Sie als möglicher Weltbank-Präsident gehandelt. Wäre das nicht eine machtvolle Position gewesen, um noch mehr für Afrika zu erreichen? Der Vorschlag ehrte mich. Aber ich kenne Jim Wolfensohn und Paul Wolfowitz, der das Amt im Sommer übernahm, gut. Sie sind beide wesentlich besser für den Job geeignet als ich. Und ich bin wesentlich besser darin zu kommunizieren. Das ist meine Aufgabe, und daran wird sich so schnell nichts ändern. Die Fragen stellte Peter-Philipp Schmitt. Text: F.A.Z., 30.06.2006, Nr. 149 / Seite 9



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